Alle 209 Mitgliedsverbände der FIFA wählen heute ihren neuen Präsidenten. Es sah lange nach einer klaren Angelegenheit für den 79-jährigen Schweizer aus. Nach den Skandal-Ereignissen vor zwei Tagen ließ sich aber vor allem die UEFA umstimmen und wird mehrheitlich gegen Sepp Blatter und für Prinz Ali abstimmen. Doch dies allein wird nicht reichen, um eine Wende herbeizuführen.

UEFA stellt nur ein Viertel der Wahlberechtigten

Mit 53 Stimmen stellt die UEFA nur ein Viertel aller Stimmberechtigten dar. Delegierte aus Afrika und Asien dürften Blatter ihr Votum zugesichert haben - mit zusammen exakt 100 Stimmen (54 aus Afrika und 46 aus Asien) läge der Schweizer also deutlich im Vorteil. Die Regeln lauten wie folgt: Im ersten Durchgang der geheimen werden zwei Drittel der Stimmen benötigt. Gelingt dies nicht, folgt der zweite Durchgang, bei dem die einfache Mehrheit genügt - sprich 50 Prozent plus eine Stimme.

  • Europa (UEFA): 53 Stimmen
  • Asien (AFC): 46 Stimmen
  • Afrika (CAF): 54 Stimmen
  • Ozeanien (OFC): 11 Stimmen
  • Nord-, Zentralamerika & Karibik (Concacaf): 35 Stimmen
  • Südamerika (Conmebol): 10 Stimmen
Die meisten Verhafteten kommen aus Süd- oder Zentralamerika.
Die meisten Verhafteten kommen aus Süd- oder Zentralamerika. © APA/NY TIMES

Wird auf die Wahl verzichtet?

John Delaney, der Präsident des irischen Verbands, vermutet, dass sich einige UEFA-Delegierte ihrer Stimme enthalten könnten. Platini kündigte gestern aber zumindest an, dass die UEFA-Stimmen für Prinz Ali vor allem Stimmen gegen Sepp Blatter seien. Um tatsächlich für die Präsidentschaft in Frage kommen zu können, scheint der Jordanier aber auf die Kontinentalverbände aus Amerika angewiesen zu sein. Es scheint aber unwahrscheinlich, dass sich die Delegierten aus jener Region, aus der die meisten verhafteten FIFA-Funktionäre kommen (siehe Grafik oben), durch die jüngsten Vorfälle umstimmen lässt. Denn der Concacaf-Verband gewann unter Blatters Führung an Macht - lediglich die USA und Kanada werden für Prinz Ali stimmen. Die Chancen für Prinz Ali sind also überschaubar. Der Favorit heißt Sepp Blatter.

DAVID BAUMGARTNER