Malta wird mit einer massiven Defensivtaktik erwartet. "Man braucht dann auch Offensivideen, um solche Mauern einreißen zu lassen", erklärte Koller. "Man braucht ein gutes Passspiel, gute Technik, gute Schnelligkeit, gute Wahrnehmung. Das haben wir in dem Sinn auch ein bisschen so ausgesucht." Auch die EM-Gruppengegner Ungarn und Island könnten den Österreichern das Spiel überlassen.

Die Malteser sind von der Qualität her deutlich darunter anzusiedeln. In der vergangenen EM-Qualifikation machte die Nummer 165 der Welt gerade einmal zwei Punkte gegen Bulgarien (1:1) und Aserbaidschan (2:2) - kassierte in zehn Spielen aber lediglich 16 Tore. Koller: "Das ist ein Gegner, der eher hinten drinnen steht, wo wir geduldig sein müssen und versuchen müssen, mit Ballkombinationen unser Spiel aufzuziehen."

Der Schweizer dürfte auf seine beste Formation zurückgreifen. Basel-Stürmer Marc Janko, der wegen eines Muskelfaserrisses im Adduktorenbereich pausieren musste, hat sich einsatzbereit gemeldet. Auch Abwehrchef Aleksandar Dragovic steht nach seinem Bänderriss im Knöchel zur Verfügung. Beide haben seit 10. April kein Pflichtspiel mehr bestritten, sind aber im Trainingslager in der Schweiz herangeführt worden.

Eine Woche hat sich Koller zuletzt mit seinem Team in Laax auf die bevorstehende EM in Frankreich vorbereitet. Malta dient als erste Standortbestimmung. "Wir wussten, wir kommen direkt aus dem Trainingslager, dass wir da eher einen Gegner haben, wo wir das Spiel machen müssen", sagte Koller. "Die Passqualität wird entscheidend sein."

Seine Spieler wollen die Inselkicker aus dem Mittelmeer keinesfalls unterschätzen. "Die haben die letzten Spiele in der Quali relativ ordentlich gespielt und auch sehr, sehr wenig Tore bekommen", betonte Janko. "Die können sehr wohl Fußball spielen, auch defensiv geordnet stehen. Das wird eine ganz schwierige Aufgabe, die uns vielleicht auch auf das eine oder andere Spiel bei der EURO vorbereiten wird."

Der Goalgetter will gegen Malta nicht nur Spielpraxis sammeln. Er könnte auch sein Konto von 26 Treffern in 52 Länderspielen weiter aufbessern. Mehr Tore haben für das ÖFB-Team bisher nur fünf Spieler erzielt. "Es heißt, einfach gnadenlos unser Spiel durchzuziehen und auch diszipliniert zu spielen", meinte Janko. Ähnlich sah das Spielmacher Zlatko Junuzovic: "Malta ist sehr organisiert, sehr kompakt. Sie werden auf Konter lauern."

In den jüngsten Testspielen im März gegen Albanien (2:1) und die Türkei (1:2) hatten die Österreicher nicht restlos überzeugt. Gegen Malta, zuletzt dem EM-Teilnehmer Tschechien mit 0:6 unterlegen, soll Selbstvertrauen getankt werden. Marko Arnautovic hat nicht zu wenig davon. Von Koller habe man aber gelernt, unabhängig von dessen Weltranglistenposition, keinen Gegner zu unterschätzen, erklärte der Offensivspieler. Das gilt auch für die Nummer 165.

"Wir respektieren und wir schätzen jeden Gegner", sagte Arnautovic. "Egal, ob das ist Brasilien, ob das ist Malta, Liechtenstein oder Deutschland - egal. Wir geben gegen jeden Vollgas. Wir wollen jedes Spiel für uns entscheiden." Malta sei nicht so leicht zu knacken. Arnautovic: "Die werden sich komplett hinten reinstellen." Eine Aufgabe, die zwei Wochen vor der EM in Frankreich gerade recht kommt.