"Wenn wir so ins Turnier kommen, bin ich sehr zuversichtlich. Wir haben wunderbare Spieler, die riesiges Potenzial haben", sagte Ruttensteiner in einer Pressekonferenz in Flims. "Die Mannschaft hat Erfahrung, Qualität und ich weiß, dass sie auf dem Punkt ihre Leistung bringen kann. Man spürt, dass die Spieler gegen Ungarn auf dem Platz da sein werden."

Gegen den östlichen Nachbarn bestreiten die Österreicher am 14. Juni in Bordeaux ihr EM-Auftaktspiel. Es könnte bereits der Schlüssel für ein erfolgreiches Turnier sein. Ruttensteiner: "Auf dem ersten Spiel ist der Fokus drauf. Wenn man da gut reinkommt, bin ich überzeugt, dass wir eine gute EURO spielen."

Die fehlende Turniererfahrung will der Sportdirektor nicht überbewerten. "Es gibt Spieler, die haben schon ein Champions-League-Finale gewonnen", verwies Ruttensteiner etwa auf Bayern-München-Star David Alaba. "Die haben Erfahrung." Die Heim-EM 2008 haben mit Torhüter Ramazan Özcan, Kapitän Christian Fuchs, György Garics, Sebastian Prödl und Martin Harnik fünf aktuelle Teamspieler bestritten. "Die Qualität der Mannschaft ist heute höher", meinte Ruttensteiner, seit 1999 beim ÖFB und seit zehn Jahren Sportdirektor.

In seiner Rolle gelte es, die Rahmenbedingungen für anhaltenden Erfolg zu schaffen. Seinen im Sommer auslaufenden Vertrag hat Ruttensteiner aber noch nicht verlängert. "Der Fokus von meiner Person liegt auf der EM. Mit einer Unterschrift hat das aus meiner Sicht nichts zu tun", meinte der 53-jährige Oberösterreicher. "Es geht mir gut dabei. Wir haben gute Gespräche geführt, aber unterschrieben ist noch nichts."

Mit Bernhard Neuhold als Geschäftsführer einer auszugliedernden Wirtschaftsbetriebe GmbH und Thomas Hollerer als Generalsekretär des ÖFB in seiner bisherigen Vereinsform erhält der Verband im Sommer nicht nur eine neue Struktur, sondern auch eine neue operative Führung. Ruttensteiner wünscht sich von dem Duo vor allem Geld. "Es geht um Talenteförderungseinrichtungen, um die Ausbildung, das braucht Ressource."

Seit Februar, seit sich Thomas Janeschitz ausschließlich auf seine Tätigkeit als Co-Trainer von Teamchef Marcel Koller konzentriert, hat Ruttensteiner auch die Leitung der Trainerausbildung übernommen. Diese werde auch künftig beim ÖFB beheimatet sein, der Profibereich in den Wirtschaftsbetrieben. Ruttensteiner: "Der Fußball ist in beiden Bereichen angesiedelt, aber ich möchte nicht vorgreifen. Aufgabe des Sportdirektors ist es, mit beiden Bereichen intensiv zusammenzuarbeiten, aber dabei autonom zu sein."

Ruttensteiner fliegt am Freitag nach Frankreich, um im EM-Quartier der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft in Mallemort noch einmal den Trainingsplatz zu inspizieren. Der Rasen im Stadion der Kleinstadt in der Provence war für die Österreicher neu verlegt worden, genügt den Ansprüchen aber noch nicht restlos.

"Ich gebe zu: Da ist ein kleines Kribbeln im Magen. Ich habe noch kleine Sorgen um den Platz", sagte Ruttensteiner am Donnerstag vor seiner Abreise aus dem EM-Vorbereitungscamp in der Schweiz. Die Verantwortung für die Trainingsplätze liegt bei der UEFA. Diese hat zuletzt mit dem Iren Aidan O'Hara einen eigenen Greenkeeper mit 30 Jahren Golfplatz-Erfahrung für Mallemort abgestellt.

"Der Schritt mit dem Greenkeeper kommt vielleicht etwas spät. Aber die Rückmeldungen von der UEFA sind sehr positiv. Es gibt kein Signal, dass es ein Problem sein wird", meinte Ruttensteiner. Dennoch wolle er sich noch einmal selbst vor Ort vom Fortschritt überzeugen. "Schief gelaufen ist noch nichts. Aber mir wäre lieber, wenn der Platz schon ganz fertig wäre. Das ist er noch nicht."

Die Österreicher beziehen ihr EM-Quartier am 8. Juni. Auch zwischen den Gruppenspielen am 14. Juni in Bordeaux gegen Ungarn, am 18. Juni in Paris gegen Portugal und am 22. Juni in St. Denis bei Paris gegen Island kehren sie jeweils dorthin zurück. Schon die Nächte nach ihren Partien verbringen die ÖFB-Kicker wieder in Mallemort. Das sei auch der Sicherheit geschuldet. Ruttensteiner: "In einem Stadthotel gibt es Faktoren, die wir nicht beeinflussen können."