Kapitän Christian Fuchs etwa hatte trotz zweimaligen Rückstands nie Zweifel daran, die drei Punkte einzufahren. "Auch nach dem 1:2 hat es sich so angefühlt, dass wir noch gewinnen, da kann kommen, was will", erklärte der Linksverteidiger und ergänzte: "Wir sind hergekommen und waren überzeugt, wir werden gewinnen."

Das Selbstvertrauen innerhalb der ÖFB-Auswahl ist mittlerweile so groß, dass selbst unglückliche Gegentore und falsche Schiedsrichter-Entscheidungen scheinbar mühelos weggesteckt werden. Auch von zwei umstrittenen Treffern der Montenegriner ließ man sich nicht beirren. "Das erste Tor war ein klares Hands", kritisierte Fuchs und ärgerte sich auch über das zweite Tor der Gastgeber, bei dem der im Abseits stehende Mirko Vucinic Goalie Robert Almer wohl etwas die Sicht nahm.

All dies änderte aber nichts daran, dass die Österreicher noch die Wende schafften und damit nach neun EM-Qualifikations-Partien bei acht Siegen und einem Unentschieden halten - von allen europäischen Auswahlen ist nur England mit neun Erfolgen besser. "Jetzt ärgern wir uns ein bisschen über das 1:1 gegen Schweden, das wäre das i-Tüpfelchen gewesen", scherzte Fuchs.

So wie der England-Legionär hob auch Marc Janko die Moral der ÖFB-Equipe hervor. "Dieses Match zeigt einmal mehr, was in dieser Truppe steckt", erklärte der Goalgetter, der im 49. Länderspiel seinen 23. Treffer erzielte und dadurch auf Rang neun der ewigen Nationalteam-Torschützenliste vorrückte.

Janko haderte ebenfalls mit so manchen Pfiffen des italienischen Referees Daniele Orsato. "Das erste Tor war meiner Meinung nach Hands. Er hatte ein paar Entscheidungen dabei, die er exklusiv gesehen hat." Dazu zählte wohl auch das aberkannte Tor von Zlatko Junuzovic. "Darüber habe ich mich sehr geärgert. Das darf einem Schiedsrichter auf diesem Niveau nicht passieren", meinte der Werder-Bremen-Legionär.

Orsato hatte in dieser Situation ein Vergehen von Martin Harnik gesehen. "Das war keinesfalls ein Foul, außerdem hat es später an mir einen klaren Elfmeter gegeben. Da fragt man sich schon, wofür die Torrichter da sind", erklärte der Offensivspieler.

Allzu sehr wollte sich Harnik aber nicht auf den Italiener einschießen. So sei der erste Montenegro-Treffer möglicherweise doch regulär gewesen. "Ich tu' mir schwer, Schiedsrichter zu kritisieren, sie haben einen schweren Job. Es waren definitiv unglückliche Entscheidungen dabei, die hätten wir früher vielleicht noch als Ausreden verwendet."

Doch die Zeiten haben sich geändert, wie die erfolgreiche Aufholjagd in Podgorica bewies. "Wir waren unglücklich, aber nicht unverdient in Rückstand, hatten unglaublich viele Fehler im Spielaufbau, aber dann hat man unsere Gewinnermentalität gesehen. Zwei Rückstände noch zu drehen, hat imponiert. Das ist ein klares Zeichen, dass wir eine komplettere Mannschaft sind, als wir es je waren", sagte Harnik.

Die Schwächephase vor der Pause begründete der Stuttgart-Legionär nicht mit der bereits realisierten EM-Teilnahme. "Das hatte nichts damit zu tun", beteuerte Harnik und führte die Mängel eher auf die glitschigen Bodenverhältnisse zurück.

Dennoch reichte es zum bereits siebenten Auswärtssieg in Folge - eine bemerkenswerte Bilanz, schließlich war die ÖFB-Elf vor wenigen Jahren auf fremden Plätzen noch verlässlicher Punktelieferant, wie Harnik aus eigener Erfahrung weiß. "Diesen Auswärtsfluch, bei dem ich auch dabei war, haben wir definitiv beerdigt. Alle Auswärtsspiele in der Quali zu gewinnen, ist schon etwas Besonderes und das Resultat harter Arbeit."

Aufgrund der jüngsten Erfolge winkt der Vorstoß in die Top Ten der Weltrangliste, Topf zwei in der EM-Gruppenauslosung ist praktisch gesichert. "Das ist keine Randnotiz, sondern kann für die EM extrem wichtig sein", meinte Harnik.

Für den 54-fachen Internationalen und seine Kollegen geht es am Montag mit dem abschließenden Qualifikationsmatch gegen Liechtenstein weiter - im ausverkauften Happel-Stadion steigt die große EM-Party. "Aber die großen Emotionen wie beim Sieg in Schweden wird es so nicht mehr geben. Diesen Gänsehautmoment kann man nicht mehr erleben", vermutete Harnik.