Die Hütteldorfer stiegen am Montagvormittag allerdings mit einer breiten Brust ins Flugzeug. Mit dem 2:1-Erfolg bei Meister Salzburg am Samstag wurde auch das dritte nationale Pflichtspiel gewonnen, als Belohnung lachen die Wiener - sechs Punkte vor den "Bullen" - von der Tabellenspitze. "Jeder Sieg ist wichtig für das Selbstvertrauen", weiß Rapid-Trainer Zoran Barisic.

Der gegen die Salzburger kam zudem trotz Rotation zustande. Wichtige Akteure wie Kapitän Steffen Hofmann, Goalgetter Robert Beric oder Philipp Schobesberger kamen gar nicht bzw. nur kurz zum Einsatz. Das soll sich am Dienstag positiv auswirken. "Wir fahren als großer Außenseiter nach Amsterdam, wollen das sogenannte Wunder aber unbedingt schaffen", sagte Rapids Chefcoach. Und Beric kennt eine einfache Erfolgsformel: "Wir müssen ein Tor machen und dürfen keines bekommen."

Dafür müssen die Wiener von Beginn an hoch konzentriert zu Werke gehen und sich gegenüber dem Spiel in Wien steigern. Da hatte ab dem 1:0 in der 25. Minute bis zur Pause überhaupt nichts zusammengepasst. "Da waren wir wie das Kaninchen vor der Schlange", sagte Sportdirektor Andreas Müller. Auf der anderen Seite ließ der niederländische Rekordmeister auch sein Können aufblitzen. "Da hat man gut gesehen, wie stark Ajax spielen kann", ergänzte Barisic.

Die mangelnde Chancenverwertung der De-Boer-Elf hielt die Wiener aber im Spiel. Und Rapid erkämpfte sich dank einer fulminanten zweiten Hälfte doch noch eine realistische Aufstiegschance. "Wir wissen, was wir können, aber auch, dass Ajax eine tolle Mannschaft hat. Wir dürfen nicht übermütig sein", gab Kapitän Hofmann die Marschroute vor. Anschließen müsse man an die Leistung in der zweiten Hälfte in Wien. "Dann haben wir auch eine Chance, weiterzukommen", so der Deutsche.

Die Aufgabe wird aber äußerst schwierig. Die Amsterdam ArenA wird noch besser gefüllt sein als das Happel-Stadion, die Fan-Unterstützung ist dem Gastgeber daher sicher. Zudem konnte sich Ajax aufgrund des späteren Ligastarts fast eine Woche in Ruhe auf das Retourspiel vorbereiten. Die Rollen sind auch deshalb klar verteilt. "Natürlich ist Ajax weiterhin Favorit, der Druck liegt ausschließlich bei ihnen", betonte Barisic. Seine Mannschaft könne aber nach wie vor sehr viel gewinnen. "Wir wollen dort gewinnen, so werden wir das Spiel auch anlegen", versprach der Wiener.

Nötig sei dafür auch ein wenig Spielglück. "Gegen eine Mannschaft wie Ajax darfst du nicht mit dem ersten Schuss in Rückstand geraten und brauchst natürlich auch Glück. Wir werden alles unternehmen, um es in Amsterdam zu erzwingen", sagte Barisic. Das wäre auch voll nach dem Geschmack der zum Großteil in sieben Fan-Fliegern anreisenden 2.450 Rapid-Anhänger.

Dass ein Aufstieg nach einem Heim-Unentschieden gelingen kann, stellten die Wiener in der Champions-League-Qualifikation schon unter Beweis. 2005 gelang nach einem 1:1 in Wien mit einem 1:0 bei Lok Moskau zum bisher letzten Mal der Sprung in die Gruppenphase. Die wäre diesmal aber auch bei einem Aufstieg noch in weiter Ferne, würde doch im Play-off ein noch hochkarätiger Gegner warten. Allerdings hätten die Wiener damit zumindest schon den Einzug in eine europäische Gruppenphase sicher, da der Play-off-Verlierer einen Fixplatz in der Europa League hat.

Für diesen ersten Teilerfolg haben die Niederländer die besseren Karten, da ihnen schon ein 0:0 oder 1:1 zum Weiterkommen reicht. "Wir sind Favorit, aber wir müssen noch einmal aufpassen", rechnete Ajax-Trainer Frank de Boer mit harter Gegenwehr. Rapid würde erst bei einem Remis ab 3:3 in die nächste Runde einziehen. "Das wird ein richtiger Champions-League-Fight", fiebert Rapid-Abwehrchef Mario Sonnleitner dem Anpfiff schon entgegen.