Die Wunden scheinen noch nicht verheilt. Das ist einigen kanadischen Spielern wie Matt Duchene oder Claude Giroux deutlich anzumerken. Während ihre Kollegen im NHL-Play-off um den begehrten Stanley Cup kämpfen, stapfen sie beinahe phlegmatisch durch die Katakomben der Albert-Schultz-Halle in Kagran. Vor der Eishockey-WM in Prag haben Team Kanada und Team USA ihre Zelte in Wien aufgeschlagen. Vor allem die „Ahornblätter“ werden dabei auf Schritt und Tritt von TV-Kameras verfolgt. Auch wenn es noch niemand auszusprechen wagt – für Kanada darf kein Weg an WM-Gold vorbeiführen. Der Grund: Verstärkung durch Sidney Crosby naht.

Keine 72 Stunden sind vorüber, seit das „Wunderkind“ mit den Pittsburgh Penguins gegen die New York Rangers im Play-off gescheitert ist. Dennoch wurde relativ rasch klar, dass Crosby nicht nur die Ahornblätter in Prag verstärkt, sondern sogar in ihrem einzigen Testspiel gegen das österreichische Nationalteam einläuft. Lange betteln mussten die Kanadier um die Dienste des NHL-Superstars aus der Nähe von Halifax aber nicht. „Er war sofort bereit, sich in den Flieger nach Wien zu setzen und zu spielen“, hieß es seitens der Kanadier. Um die Größenordnung eines Sidney Crosby annähernd in Worte zu fassen: jüngster Kapitän eines Stanley-Cup-Siegers 2009, Olympia-Gold 2010 und 2014 sowie unzählige NHL-Rekorde und 971 Scorerpunkte in 727 NHL-Partien.

Das wirkt sich auch finanziell aus. 2012 unterzeichnete der Stürmer bei Pittsburgh einen Zwölf-Jahres-Vertrag um 104,4 Millionen US-Dollar (jährlich etwa 8,7 Millionen) exklusive Sponsorgelder. Somit spielt „The next One“, wie er in Anspielung auf Landsmann Wayne Gretzky („The great One“) genannt wird, unter den besten Eishockey-Cracks der Welt in einer eigenen Liga.
Eigentlich müssten die Kanadier frohlocken. Doch Trainer Todd McLellan versucht eher zu beruhigen: „Eine Mannschaft besteht aus 22 Spielern, nicht nur aus Crosby.“

MARTIN QUENDLER