Den Traum von der großen Show, der NHL, hegen viele Eishockey-Spieler seit Kindesbeinen. Nur für einen winzigen Prozentsatz erfüllt er sich. Einige werden ab dem ersten Bartwuchs von NHL-Scouts gejagt. Andere müssen einen langen Atem beweisen. Wie auch Thomas Raffl. Zwölf Jahre nach seinem Debüt bei den VSV-Profis rückt sein Traum nun in greifbare Nähe.

Vor wenigen Tagen flatterte eine Einladung der Winnipeg Jets in das Büro von Red Bull Salzburg, unter dessen vertraglichen Verpflichtungen Raffl steht (Ausstiegsklausel lief bereits ab). „Thomas wurde ins NHL-Trainingscamp eingeladen“, bestätigte Salzburg-Pressemann Guido Stapelfeldt und ergänzt: „Es gibt jetzt einiges zu klären.“ Im Hintergrund versuchen die beiden Klubs, eine rechtliche Lösung zu evaluieren.

Die Zeit drängt. Vor allem weil die heimische Meisterschaft bereits am 11. September beginnt, Winnipeg sein Camp aber erst am 17. September eröffnet. Raffls Vertrag bei Salzburg müsste in dieser Phase wohl ausgesetzt werden. So eine Ausnahmeregelung wäre kein Novum. Bereits 2009 durfte Doug Lynch zum Trainingscamp der Columbus Blue Jackets. Erneut sind von seinem Arbeitgeber positive Impulse spürbar: „Wir sind sehr glücklich über das Interesse der NHL an Thomas“, hält Stapelfeldt fest. Raffl selbst gibt sich dennoch zugeknöpft: „Ich darf dazu leider nichts sagen.“ Sollte alles nach Plan laufen, würde der bullige 1,94-Meter-Crack Mitte September nach Nordamerika abheben.

Im Falle eines NHL-Engagements bleibt nur die Frage offen, ob dem 29-jährigen Flügelstürmer seitens der Roten Bullen auch ein Zwei-Wege-Vertrag zugestanden wird (Möglichkeit zum Wechsel zwischen NHL und AHL). Die Chancen, einen Vertrag ausschließlich für die NHL zur erhalten, ist eher als gering einzustufen. Vor Ende September darf allerdings nicht mit einer Entscheidung der Jets gerechnet werden. Sollte es nicht klappen, muss zudem geklärt werden ob und wie der Vertrag in Salzburg fortgesetzt wird.

Immenser Stolz schwingt natürlich bei Bruder und NHL-Spieler Michael Raffl mit: „Für ihn wäre es eine unglaubliche Chance. Die hat er sich mehr als verdient.“ Nicht nur das. Es wäre auch sein großer Traum, der sich spät aber doch erfüllen könnte.

MARTIN QUENDLER