Eine Diskussion über Eishockey sollten die sommerlichen Temperaturen verbieten. Seit dem EBEL-Saisonende verging allerdings keine Woche, die heimische Klubs nicht für die Präsentation von Neuzugängen genutzt hatten. Es herrschte ein wahrer Wettlauf. Nicht selten wurden Cracks von mehreren Klubs gleichzeitig gejagt. Dabei wird jedoch ein Bestreben hinsichtlich der Reduktion des ausländischen Spieleranteils vermisst. Das Gegenteil ist der Fall.

Mittlerweile stehen bei sieben österreichischen Klubs (Dornbirn ist noch ohne Spieler) insgesamt 46 Imports unter Vertrag. Der rot-weiß-rote Anteil ist aktuell auf lediglich 81 Spieler beschränkt. Das heißt: Mehr als ein Drittel ausländische Spieler tummeln sich in Österreichs Eishockey-Landschaft. Wobei jedoch festzuhalten ist, dass einige Vereine wie die Graz 99ers oder eben Dornbirn ihre Kaderplanung noch gar nicht abgeschlossen haben und wohl demnächst weitere Import-Verpflichtungen veröffentlichen werden. Für verdiente Österreicher wie David Schuller, Marco Pewal, Markus Pirmann, Kristof Reinthaler oder Fabian Weinhandl scheint das Transfer-Fenster geschlossen.

Die Maßnahmen, diesem Trend entgegenzuwirken, grenzen an Alibi-Aktionen. Zwei Mal jährlich konferiert die heimische Eishockey-Liga mit ihren Klub-Vertretern im sogenannten Sport-Ausschuss. Die Kaderpunkte-Regelung bleibt, nicht zuletzt aufgrund der Beteiligung von Bozen, Znaim, Szekesfehervar und Laibach, unangetastet.

Keine einheitliche Linie
Auch ein gemeinsames Abrüsten von ausländischen Spielern scheint unter den Vereinen tabu. Zustimmung erhalten nur Adaptionen (Reduzierung der Punkte für Nationalteam-Spieler). Darin liegt die Krux: Solche Maßnahmen eröffnen den Verantwortlichen aufgrund geringerer Werte der Österreicher die Möglichkeit einer Ausländer-Aufstockung. Eine Abschaffung und Beharrung auf EU-Recht führe zu einer Überflutung von Imports, so das Argument. Das stimmt aber nur zum Teil: Denn das größte Kontingent stellen Kanadier und Amerikaner (2014/15: 83 Spieler).

Ob dieser Weg den zukünftigen Ansprüchen der heimischen Eishockey-Fans gerecht wird, sei dahingestellt. Als vor acht Jahren die Kaderpunkte-Regel ins Leben gerufen wurde, rechtfertigten die Vereine dies damit, dass ausländische Kräfte für die Konkurrenzfähigkeit notwendig seien. Sukzessive werde man sich um den Nachwuchs kümmern. Vielfach leere Versprechungen, wer nun auf die Spieler-Nationalitäten der vergangenen Saison blickt. 2014/15 waren unter den 355 eingesetzten Akteuren nur 148 Österreicher zu finden. Bei einem Verhältnis von acht heimischen Vereinen zu vier ausländischen Klubs sieht ein rot-weiß-roter Weg anders aus.

MARTIN QUENDLER