Die NHL pausiert wegen des All-Star-Games. In einer Pause bleibt immer viel Zeit zu reflektieren. Ihr Resümee?
MICHAEL GRABNER: Heuer ist es uns das erste Mal gelungen, passabel zu starten. Das konnten wir bis jetzt auch durchziehen. Aber es sind erst 46 Partien gespielt. . .

. . . von 82 Eishockey-Spielen im Grunddurchgang. Hat der Tabellenplatz (Zweiter der Eastern Conference, Anm.) derzeit überhaupt eine Aussagekraft?
GRABNER: In der Tabelle kann noch einiges passieren. Wir dürfen keinesfalls zu weit nach vorne blicken und müssen mit dem Fuß auf dem Gaspedal bleiben. Unsere Ziele haben sich aber nicht verändert. Jedes Jahr wollen wir ins Play-off und um den Stanley-Cup kämpfen.


Allerdings verlief bei Ihnen der Saisonstart suboptimal. . .
GRABNER: Das ist noch höflich ausgedrückt (lacht). Die Phasen Saisonende und Saisonbeginn sind nicht sehr lustig gewesen. Das gehört leider zum Sport. Man kann nur versuchen, positiv zu bleiben.


Zuerst die Leistenoperation, dann langwierige Reha und wenige Partien nach Ihrem Comeback die nächste Verletzung?
GRABNER: Ich bin nach meiner Operation wohl zu früh zurückgekehrt. Nach wenigen Spielen hatte ich ziemliche Schmerzen. Deswegen hat man mir empfohlen, vorsichtshalber ein wenig zurückzuschalten. Jetzt ist alles wieder in Ordnung.


Heuer scheint an den richtigen Schrauben gedreht worden zu sein. Die Verstärkungen in der Islanders-Defensive waren längst überfällig, oder?
GRABNER: Für die Mannschaft war das äußerst wichtig. Die beiden Verteidiger (Johnny Boychuk und Nick Leddy, Anm.) sowie Tormann Jaroslav Halak haben für einen Aufschwung gesorgt. Man könnte sogar sagen, dass wir erst durch sie zu einem „Contender“ geworden sind (Titelanwärter auf den Stanley Cup, Anm.).


Auch im Angriff hat es hochkarätige Zugänge gegeben. . .
GRABNER: Die neuen Stürmer hatten in den letzten Jahren großen Erfolg in der Liga. Mikhail Grabovski ist derzeit verletzt, Nikolai Kulemin ist einer meiner Sturmpartner. Am wichtigsten ist, dass alle sehr gute Teamkollegen sind.


Gibt es derzeit auch Probleme, die dezimiert werden müssen?
GRABNER: Natürlich. Unser Unterzahlspiel ist heuer schlichtweg miserabel. Vor allem im Play-off sind die sogenannten Special Teams noch mehr gefordert. Vor härteren, körperbetonteren Spielen fürchten wir uns aber nicht.


Die Islanders hätten noch 6 Millionen Dollar Budget frei. Gehen Sie von Verstärkungen aus?
GRABNER: Das kann ich nicht beurteilen. Da müsste man unseren General Manager fragen.

Ein Blick zu den anderen Österreichern in der NHL: Thomas Vanek hinkt heuer seiner Form hinterher. Warum?
GRABNER: Wir sind zwar ständig in Kontakt, versuchen aber das Thema Eishockey zu vermeiden. Nicht jedes Jahr ist gleich. Wir alle können eben nicht auf Kommando in der besten Liga der Welt die Tore schießen. Für Thomas hat sich im letzten Jahr viel geändert. Er wird sich schon fangen und wieder beginnen zu knipsen, dass ist für mich klar.

Gegen Ihren Kumpel Michael Raffl haben Sie erst diese Woche gespielt. Ein Highlight oder?
GRABNER: Es ist immer lustig, gegen ihn zu spielen. Er war bereits am Vortag bei mir. Wir haben gefüllte Paprika gekocht und mit meinem Sohn Aidan gespielt. Es war ein herrlicher Tag.

Aufgefallen ist, dass Sie heuer ohne Visier spielen. Warum?
GRABNER: Ich trainiere im Sommer ohne Visier. Und auf dem Helm hatte ich es immer so weit nach oben gedreht, dass jeglicher Schutz sowieso fehlen würde. Ich finde, es beeinträchtigt die Sicht. Also habe ich es heuer ohne probiert.

INTERVIEW: MARTIN QUENDLER