Eine Jubelszene von NHL-Star Alexander Ovechkin sorgte für Millionen-Klicks auf Youtube. Als der Russe in Diensten der Washington Capitals nach einem Tor seinen Schläger auf das Eis gelegt hatte, tanzte er um ihn herum und deutete dabei, ihn nicht mehr anzufassen. Diese „Hot Stick“-Szene (heißer Schläger) verkörpert ungefiltert den Kult, den Eishockey-Profis um ihr Spielgerät veranstalten. Und natürlich war es unbezahlbare Werbung für seinen Ausstatter.

Aber nicht nur in der NHL werden die Eishockey-Schläger derart leidenschaftlich verehrt (http://bcove.me/d1hroysb). Das hat einen Grund. Jedes Arbeitsgerät der Eishockey-Profis wird individuell auf die Bedürfnisse und physischen Voraussetzungen der Cracks maßgeschneidert. Ein Schläger gilt quasi als verlängerter Arm. Sollte es jedoch nicht nach Wunsch laufen, dient das Gerät hervorragend zum Frust-abbau und wird in viele Teile zerlegt. Allerdings finden Materialwechsel, im Gegensatz zu Golfern, Skifahrern oder Tennisspielern, äußerst selten statt. Beim KAC wagten nun mit Thomas Koch und Oliver Setzinger zwei Spieler in der laufenden Saison den Griff zu einem neuen Produkt.

Wissenschaft

Der Klagenfurter erzielte seitdem vier Tore und bereitete zwei weitere vor. Setzinger punktete zuletzt gegen Linz gleich im ersten Spiel mit neuem Schläger doppelt (Tor und Assist). Wenn Koch, der als Schläger-Flüsterer gilt, die Veränderungen aufzählt, klingt es fast nach hoher Physik: „Weniger Gewicht im Schlägerkopf, verschobener Flexpunkt und beweglicher im Schaft.“ Seine bewährte Schaufelbiegung behielt der KAC-Stürmer bei. Nicht weniger als 40 Stück davon „verbraucht“ der 31-Jährige während einer Saison. Somit wird mit dem jeweiligen Spielgerät viel Zeit verbracht. Koch: „In jeder Drittelpause wird die Schaufel neu eingewickelt.“

Somit dürfte VSV-Stürmer Brock McBride mit Koch wohl auf einer Wellenlänge liegen. Obwohl der Kanadier nur halb so viele Schläger pro Jahr verwendet. Er gilt bei den Blau-Weißen als Schläger-Guru. „Es gibt bei uns in der Kabine keinen, der so heikel ist. McBride ist extrem“, plaudert VSV-Zeugwart Uwe Moser schmunzelnd. Niemand dürfe McBrides Spielgerät berühren und schildert weiters: „Er bastelt pausenlos daran herum und lackiert ihn sogar selbst.“

Bei aller Liebe für das Arbeitsgerät weiß selbst Ovechkin: Der Bediener allein ist für das Resultat verantwortlich.

MARTIN QUENDLER