Mit dem Engagement von Trainer Hannu Järvenpää hat der VSV vor zwei Jahren einen Fünfjahresplan erstellt, der als Krönung den Titel bringen sollte. In Jahr eins wurde das angepeilte Ziel Play-off erreicht. Ganz nach Plan ging es mit dem Halbfinaleinzug weiter, da sind die Villacher am späteren Meister Bozen gescheitert. Nun stellt sich die Frage, ob die Blau-Weißen ihren Erfolgsrhythmus beibehalten können oder nicht. Der nächste Schritt wäre logischerweise der Finaleinzug.

Gespannt kann man sein, wie der VSV den Abgang des kongenialen Duos Derek Ryan und John Hughes verkraften wird können. Wobei man bei Hughes, der durch eine Disziplinlosigkeit vor dem letzten Spiel gegen Bozen überhastet fristlos entlassen wurde, nicht mehr Fingerspitzengefühl hätte zeigen können. Eine saftige Geldstrafe und zum Beispiel die Einteilung für soziale Dienste hätten wohl gereicht. Hinzu kam, dass der Kanadier unbedingt bleiben wollte und angeblich mehrmals das Gespräch suchte, aber kein Gehör fand. Einen Spieler seiner Güteklasse bekommt man nur äußerst schwer, wobei Hughes auch keine Unsummen verlangte. Bei Ryan darf man den Verantwortlichen nichts vorwerfen, da wurde alles versucht, aber der US-Boy suchte eine neue Herausforderung.

Bewährte Kräfte

Bei der Verpflichtung von neuen Legionären setzten die Villacher großteils auf bewährte Kräfte. Aus Wien kam Torjäger Francois Fortier und vom Erzrivalen KAC John Lammers. Dessen Verbleib in Klagenfurt scheiterte an den überzogenen Forderungen des Spielers. Von den Rotjacken wollte er saftige 100.000 Euro, beim VSV kassiert er nicht ganz die Hälfte. Beide Cracks und auch Mark Santorelli, der aus Bozen kam, haben in der Champions Hockey League gezeigt, dass sie Tore schießen können und auch mannschaftsdienlich agieren.

Als eine Art Ryan-Nachfolger wurde vom VSV-Management der Kanadier Sean Ringrose den Fans angepriesen. Eine Ankündigung, die gegenüber dem bisherigen Universitätsspieler aber nicht ganz fair ist. Erstmals Profi-Eishockey, erstmals die große Eisfläche und erstmals fern der Heimat. Trainer Järvenpää erkannte schnell das Potenzial des Stürmers und stellte ihn bald in die dritte Angriffsformation. Was ein Spiegelbild dessen ist, was der Kanadier beim VSV verdient. Was heißt, dass ein Mittelstürmer für die erste Sturmreihe nicht vorhanden ist. Aber vielleicht kann Brock McBride in diese Rolle schlüpfen.

In der Verteidigung gab es keine großen Veränderungen. Neu ist der kräftige Geoff Waugh, der Scott Hotham ersetzt. Problem dabei ist nur, dass Hotham noch einen gültigen Vertrag hat, der VSV für ihn aber noch keinen Abnehmer gefunden hat. Was den Adlern noch viel Geld kosten könnte.

Schachzug Pewal

Propagiert wird in Villach auch der Einbau von jungen Kräften. Was von Järvenpää auf dem Spielbericht brav befolgt wird, doch im Spiel vertraut der Finne noch zu wenig auf die heimischen Talente. Geplant ist, dass Marco Pewal, der erst nach Anraten der NHL-Spieler Michael Grabner und Michael Raffl eine Vertragsverlängerung erhielt, die jungen Burschen anführen sollte. Ein Schachzug, der sich auszahlen könnte. Denn die Tiefe im VSV-Kader ist bescheiden, da sind Verletzungsausfälle nur schwer zu kompensieren. Außer, die jungen Burschen machen den nächsten Schritt, der ihnen durchaus zuzutrauen ist.

Da bleibt noch die Rolle von Trainer Järvenpää, der den Spielern auf dem Eis enorme Freiheiten lässt, sie in kein taktisches Konzept, was es auch nicht unbedingt gibt, zwängt und ständig bedacht ist, seine Burschen bei bester Laune zu halten. Gelingt es dem Finnen mit dem ungewöhnlich trockenen Schmäh diese Erfolgsmasche weiterzuführen, dann kann der nächste Schritt erreicht werden.