Im mittleren Osten der USA schenkt einem das Leben nichts. Schon gar nicht während der klirrend-kalten Wintermonate, wenn die Temperaturen weit unter die Minus-20-Grad-Marke sinken. Eine dicke Haut benötigt dort wohl auch jeder Spross, der ins Eishockey-Geschäft eintauchen will. Nirgendwo in den Vereinigten Staaten ist die Dichte an Talenten höher, die Konkurrenz größer.

Schon früh ragte David Fischer aus der Menge. Einerseits dank des Gardemaßes von 1,90-Meter. Doch auch seine Qualitäten auf dem Eis dürften für Aufsehen gesorgt haben. Nicht umsonst hat NHL-Klub Montreal Canadiens den Rechtsschützen in der ersten Runde an 20. Position im Draft 2006 gezogen. Die Hoffnungen Fischers, sich in der besten Liga der Welt Fuß zu fassen, lösten sich jedoch in Luft auf. Wie jene Verantwortlichen, die einst große Stücke auf ihn gesetzt hatten. „In Montreal gab es nach dem Draft einen riesigen Umbruch: Neuer Besitzer, neuer Manager, neuer Coach“, zählt der 28-Jährige auf.

Er spricht leise, wirkt nachdenklich, während er seinen schwarzen Kaffee umrührt. Denn trotz all jener Vorschusslorbeeren blieb Fischer auf der Strecke: „Diese Zeit war sehr belastend. Aber mit der richtigen Einstellung schafft man es, das alles hinter sich zu lassen.“ Es folgten Stationen in der dritthöchsten US-Spielklasse ECHL und ein kurzes AHL-Gastspiel. Trotz ansprechender Leistungen verschlug es ihn nach Deutschland. Wo er sich fortan ins Rampenlicht spielen konnte. Eine Saison lang bei Heilbronn (DEL2), drei weitere bei den Krefeld Pinguinen (DEL).

Auch wenn ihn Kritiker zuletzt mangelnde Geschwindigkeit attestierten, so wies der Verteidiger in seiner gesamten Karriere noch nie einen negativen Plus/Minus-Wert in einer Saisonstatistik vor. Und als sich die Pinguine im März von Fischer „getrennt“ hatten, war der Deal mit dem KAC längst unter Dach und Fach.

Wie von Ex-Krefeld-Kollegen Istvan Sofron angemerkt, den Fischer im Gegenzug als „Rennpferd“ beschreibt, schwelt unter der stoisch-freundlichen Oberfläche des US-Amerikaners ein mächtiger Vulkan. In Trainings kann dies schon zu einem Ausbruch führen. „Das spiegelt seinen Ehrgeiz wider“, meint KAC-Manager Oliver Pilloni. Doch die Rotjacken versprechen sich von der Neu-Verpflichtung, dass Fischer auch produktive Energie freisetzt. „Ich denke, dass ich mit meinen technischen, defensiven, und eisläuferischen Fähigkeiten sowie meiner harten Spielweise dem KAC helfen kann. Es ist sehr aufregend, in so einer traditionsreichen Umgebung um den Meistertitel zu spielen.“

Ihm ist bewusst, dass wie in Minnesota üblich, die Winter in Klagenfurt ebenfalls ungemütlich werden können. Vor allem wenn der Erfolg ausbleibt.

MARTIN QUENDLER