Außerordentliche Menschen mit besonderem Talent verbindet ein Schicksal. Irgendwann wendet sich das Blatt. Dann werden sie nicht mehr hofiert und umgarnt. Sondern sie verlieren Sympathien sowie Boni und sind plötzlich auf sich allein gestellt. Vor allem in Klagenfurt. Der Eishockey-Profi Thomas Koch hat dies bereits am eigenen Leib erfahren. 2011 wurde bereits vor dem Finale zwischen KAC und Salzburg bekannt, dass der Bullen-Kapitän zukünftig das Rotjacken-Trikot überstreifen wird. Eine ganze Stadt feierte erst die „Rückkehr des verlorenen Sohnes“.

Und wie in Klagenfurt üblich, sickerten Kochs Vertragsdetails durch. Sie verursachten sofort Neider und Diffamierungen, sogar in der KAC-Kabine. Nach der Unterschrift auf den Fünf-Jahres-Vertrag wurde Koch nur noch auf sein ausverhandeltes Gehalt reduziert. Der Sport und bisherige Leistungen rückten in den Hintergrund. „Solche Dinge belasten dann natürlich“, meinte Koch rückblickend und fügt hinzu: „Aber ich habe immer mein Bestes gegeben.“ Eine Aussage, die fast entschuldigend wirkt.

Trotz seiner mittlerweile acht österreichischen Meistertiteln vermied es Österreichs erfolgreichster Center, sich einen Star-Status umhängen zu lassen. Im Gegenteil. Nach jeder Eishockey-Saison nimmt sich der 32-Jährige eine rigorose Auszeit. Wochenlang übersiedelt dann der passionierte Fischer nach Oberösterreich in die Abgeschiedenheit. Mit ausgeschaltetem Handy. Natur und Anglerei statt Strandurlaub. Generell bevorzugt es Koch, nicht in der Öffentlichkeit zu stehen. In Kaffeehäusern oder Bars fühle er sich einfach nicht wohl, erklärt er.

Wohler fühlt er sich hingegen auf dem Eis. Für entscheidende Tore ist der Stürmer bekannt (er schoss im Finale 2011 für die Bullen das Tor zum Meistertitel). Doch selbst wenn sich Koch im Rink nicht in den Vordergrund drängt, leistet er umso wichtigere Arbeit im Hintergrund: ob gewonnenes Bullys bei Unterzahl oder Rettungsaktionen vor dem eigenen Tor. Und der Center beweist Nehmerqualitäten. Es ist kaum bekannt, dass er Vorjahres-Play-off mit gebrochenen Rippen gespielt hatte. Auch ein angebrochener Finger ist für den Center kein Ausfallgrund.

Zum Saisonende ist sein Vertrag beim KAC ausgelaufen. Die Rotjacken und der Klagenfurter handelten nun neue Konditionen aus. Neben Vertragshöhe wurde auch die Laufzeit dezimiert (ein Jahr). Bei der Verlängerung könnte jedoch ein Aspekt eine wesentliche Rolle gespielt haben: Im stürmischen Gewässer des Rekordmeisters hat sich Koch bereits bewiesen. Neben seinen Meistertiteln keine minder beachtliche Leistung.

MARTIN QUENDLER