Der Winter scheint in weite Ferne gerückt, doch der Frühling will sich noch nicht durchsetzen. Gemischte Gefühle verursachen nicht nur die Temperaturschwankungen. Auch bei den Klubs der Eishockey-Liga herrscht Skepsis: Soll, muss und kann noch einmal „nachgeladen“ werden? Oder lässt man lieber die Finger vom Transfermarkt? Bleibt die Frage, warum Spieler überhaupt verfügbar sind.

Entweder spielen mangelnde sportliche Leistungen für die Ausmusterung und anschließende Verfügbarkeit eine essenzielle Rolle oder es stecken wirtschaftliche Gründe dahinter. Wie beispielsweise in Deutschland oder Russland. Aktuell finden in Ligen wie der DEL (siehe unten, VSV-Neuzugang Weihager) oder KHL immense Abverkäufe statt. Klubs, die wenig Chancen auf das Play-off sehen, versuchen, ihre prallen Gehaltslisten zu reduzieren. Spieler mit kurzer Vertrags-Restlaufzeit werden einfach in andere Ligen verscherbelt.

Hohe Restzahlungen

Für viele Eishockey-Profis gilt die Schweizer NLA, die mit ihren wertstabilen Franken winkt, als oft genannte Wunschdestination: hochqualitatives Eishockey, namhafte Imports, ausgezeichnete Infrastrukturen, professionell geführte Klubs und große finanzielle Möglichkeiten. Nicht zuletzt aus diesem Grund ließ sich auch VSV-Kurzverpflichtung Richard Stehlik eine Ausstiegsklausel verankern. Von einem Schnäppchen kann nur selten gesprochen werden. Denn die übrigen Zahlungen, die KHL-Spielern bei Vertragsübernahmen zustehen, können schon in üppige Dimensionen von 60.000 bis 80.000 US-Dollar steigen. Ein stattliches Gehalt mit Vertragsdauer bis bestenfalls April. Einen gewissen Beitrag an „Schmerzensgeld“ dürfte diese Summe für die EBEL beinhalten. Manchmal werden sogar Kombinationsangebote mit Vertragsverlängerungen (ein bis drei weitere Jahre) verlangt. Im Fall von Medvescak Zagreb, die Colby Genoway, Tomas Mertl und Danny Taylor streichen konnten, erweist sich jeder Transfer aber als durchaus lukratives Geschäft.

Selbst potentere EBEL-Klubs verlieren bei solchen Vorstellungen schnell das Interesse. Zudem dient hierzulande eher die Tabellensituation als Entscheidungsgrundlage für Verpflichtungen. Klubs wie Salzburg, Wien oder Linz können zumindest bis zum Viertelfinal-Play-off kalkulieren. Ihre Neuverpflichtungen erfolgen ohnehin nur aus triftigen Gründen (Verletzungen). Das Nicht-Erreichen der Top 6 zerstörte heuer hingegen bereits potenzielle Transfers.

KAC-Verpflichtung Istvan Sofron erfolgt wohl aus anderen Gründen: Als Test in Echtzeit hinsichtlich Kaderplanung 2015/16. Für diese sollte auch Patrick Harand eine tragende Rolle spielen. Am Goalie-Sektor deutet sich bei den Rotjacken ein ligainterner Wechsel an (Linz-Keeper Michael Ouzas).

Fakt ist: Erfahrungsgemäß haben Anflüge von Panik irgendwo immer wieder für Transfers gesorgt. Speziell, wenn der Sommerurlaub ab 21. Februar droht.

MARTIN QUENDLER