In der DEL sagte Ex-Trainer Bill Stewart einmal: „Zweiter zu werden ist, wie die eigene Schwester zu küssen.“ Der KAC liegt in der Tabelle auf dem achten Platz. Ihre Metapher dafür?
OLIVER PILLONI: Keine. Natürlich ist die Entwicklung nicht erfreulich. Andererseits darf nicht alles schwarz gesehen werden, weil wir sechs Partien verloren haben.

Geschah der Trainer-Rauswurf (Doug Mason wurde durch Alexander Mellitzer ersetzt) vielleicht zu voreilig?
PILLONI: Das war eine Entscheidung, die wir im Vorstand getroffen haben und dahinter stehen wir. Kurz nach der Entlassung ging es bergauf. Damals hat niemand über den alten Trainer gesprochen.

Der KAC tituliert sich als Eishockey-Hauptstadt. Zu Recht?
PILLONI: Es herrscht hier die Erwartungshaltung, dass der KAC jedes Jahr um den Meistertitel spielt. Außerdem wird unser Spielerstamm aus Österreichern gebildet. Fast unser kompletter Trainerstab besteht aus Österreichern und im Nachwuchs werken die besten Leute, die es in Österreich gibt. Insofern sind wir die Eishockey-Hauptstadt.

Bei KAC-Spielen merkt man davon aber nichts?
PILLONI: Stimmt. Es herrscht teilweise eine Arroganz, die ihresgleichen sucht. Die öffentliche Erwartungshaltung scheint sich auf die Spieler zu übertragen. Das ist problematisch. Ich bin dennoch der Meinung, dass wir auch heuer Meister werden können.

Warum manövriert sich der KAC stets in eine, so unangenehme Situation?
PILLONI: Der KAC hat vor nicht einmal drei Jahren den letzten Titel geholt. Vor einem Jahr haben wir uns ins Play-off-gekämpft und die starken Znaimer gebogen. Mit einer Ausnahme standen wir davor drei Mal im Finale, einmal im Viertelfinale. Das Eishockey hat sich eben verändert. Den Menschen muss klar werden, dass der KAC den Pokal nicht bloß abholen muss.

Vielleicht weil Import-Spieler nicht solche Leistungen bringen, die von ihnen erwartet werden?
PILLONI: Wir verfügen über viele starke Österreicher, die teilweise sogar Team-Spieler sind. Sie tragen ebenfalls Verantwortung und wurden statt Legionären verpflichtet. Für Imports ist es nicht einfach, in der Wahrnehmung aus ihren Schatten zu springen.

Anders gefragt: Sind Sie mit den KAC-Legionären zufrieden?
PILLONI: Es gibt bei uns Spieler, die mit Vorschusslorbeeren belohnt worden sind. Nicht nur von uns, sondern auch von externen Personen, die sie uns empfohlen haben. Diese konnten sie nicht erfüllen.

Die Konsequenzen?
PILLONI: Wir verfügen über ein Tauschkontingent, um uns von Spielern zu trennen. Der Markt muss uns im Gegenzug jedoch erst Typen liefern, die charakterlich und von ihrer Rolle zum Team passen. Bis dato war das nicht der Fall.

Welche Probleme sehen Sie?
PILLONI: Die Mannschaft ist mir derzeit zu wenig auf den Endzweck ausgerichtet. Zu viele wollen glänzen, nur wenige verrichten die Drecksarbeit oder blocken Schüsse. Niemand geht dem Gegner unter die Haut.

Ihre Prognose?
PILLONI: Selbst wenn wir es über die Qualifikation ins Play-off schaffen, bin ich gespannt, wer uns dann auswählen wird.

Ist das nicht arrogant?
PILLONI: Nein, das ist Selbstvertrauen. Wenn wir das nicht hätten, könnten wir den Spielbetrieb sofort einstellen.

INTERVIEW: MARTIN QUENDLER