Salopp formuliert: Er ist ein bisschen anders. Im beinharten Geschäft des österreichischen Eishockey-Zirkus wohl einzigartig, noch dazu als Kärntner Lyrikpreisträger 2011. Zu David Schullers täglicher Lektüre gehören großformatige Zeitungen, in denen er im regen Trubel von Kaffeehäusern versinkt.
Allerdings musste sich der 35-jährige Familienvater dafür heuer ein neues Refugium suchen.

Die Rotjacken verzichteten nach insgesamt zwölf Saisonen auf seine Dienste. Aber der gebürtige Kapfenberger wollte seine Eishockey-Karriere noch nicht aufgeben und heuerte bei den Innsbruckern an. Für ihn, der das Herz gerne auf der Zunge trägt, keine einfache Situation: „Es ist für die ganze Familie eine große Veränderung. Auch für mich mit den vielen neuen Kollegen. Das soziale Umfeld hat sich komplett verändert.“ Er will jedoch nicht missverstanden werden, schließlich fühle er sich als Eishockey-Profi und in seiner neuen Umgebung sehr gut aufgehoben: „Bei mir läuft es hervorragend.“ Kein Wunder, erzielte er doch bisher zwei Tore und zwei Assists.

Zuletzt beim KAC nur noch mit der Reservistenrolle betraut, kann sich Schuller bei den Tirolern nicht über mangelnde Einsätze beklagen: „Irgendwie von einem Extrem ins andere“, ortet er schmunzelnd. Von Trainer Christer Olsson wird der Stürmer in der Top-Formation neben Andreas Valdix und Patrick Mössmer aufgeboten. Dazu gilt Schuller im Powerplay und Unterzahl-Spiel als unverzichtbar. „Endlich darf ich auch in heiklen Situationen wieder auf dem Eis stehen“, schildert er. Umso wichtiger sind die Erholungsphasen. Mit Nachbar und ebenfalls Ex-Rotjacke Tyler Spurgeon fährt Schuller regelmäßig in den Wellness-Tempel von Innsbruck-Präsident Christian Kaltschmid. „Dort gibt es eine Kältekammer. minus 115 Grad sollen der schnelleren Muskelregeneration dienen“, erklärt der Kapfenberger und fügt grinsend hinzu: „So etwas gibt es beim KAC nicht.“

Angespannte Lage
Allerdings kämpfen die Rotjacken auch nicht mit einer derartig dünnen Personaldecke wie die Tiroler. Etwa zweieinhalb Sturmlinien bleiben nach der Schulterverletzung Tyler Scofields übrig, Valdix’ Einsatz in Klagenfurt ist zudem fraglich. Dass die Innsbrucker dementsprechend taktisch eingeschränkt sind, steht außer Frage. „Wir können aggressives Eishockey nur spielen, wenn wir vollzählig sind. Dieses Mal müssen wir versuchen, die Partie so lange wie möglich offenzuhalten“, spricht Schuller das bevorstehende Duell gegen seinen Ex-Arbeitgeber an.

Kribbeln verspürt er bereits, wenn er nach 2006/07 (Vienna Capitals) das Stadthallen-Eis wieder als Nicht-KAC-Crack betritt. „Es wird sicher eigenartig, wenn ich beim Aufwärmen die vielen vertrauten Gesichter sehe.“ In den vergangenen Tagen herrschte bereits reger SMS-Verkehr. Zumindest von seinen Ex-Kollegen. Schuller vermeidet es eher, Nachrichten zu verschicken. Auch da ist er ein bisschen anders.

Und sonst?

Beim KAC versucht Trainer Doug Mason einen neuen Weg. Die Goalies, zuletzt stets jede Partie abwechselnd im Tor, bekommen Doppeleinsätze pro Wochenende. Gegen Innsbruck und in Bozen (Sonntag) wird Bernd Brückler starten. Jonas Nordqvist kehrt wieder zurück in den Kader, Kevin Kapstad (Gehirnerschütterung) droht länger auszufallen. Luke Walker wird hingegen nur als 13. Stürmer aufgeboten. Für Mason wird heute das Spiel in der neutralen Zone entscheidend.

Der Kartenvorverkauf für das erste Saisonderby am 11. Oktober zwischen VSV und KAC läuft bereits (www.ecvsv.at). ServusTV wird die Partie allerdings lediglich als Livestream übertragen. Der VSV erteilte einer möglichen Nachmittagspartie eine Absage.

MARTIN QUENDLER