Physikalisch betrachtet lässt sich Anziehungskraft nur mit komplizierten Formeln erklären. Um den steten Kollisionskurs zwischen KAC und Red Bull Salzburg plausibel zu begründen, braucht es aber keine höhere Mathematik. Seit der EBEL-Zugehörigkeit Salzburgs vor zehn Jahren haben sich die Wege bzw. Stöcke im Play-off konstant gekreuzt. Die Bezeichnung „Klassiker“ verdient dieses Duell mitunter dank der exzentrischen Mätzchen von Ex-Bullen-Trainer Pierre Page (mit Bodyguards in Klagenfurt), feudaler Reisen von KAC-Mäzenin Heidi Horten (mit Privatjet nach Salzburg) und wegen der ausufernden Rivalität auf dem Eis.

Weil aber Geschichte in jedem Play-off neu geschrieben wurde, ist das alles Makulatur. In seiner Ansprache vor der Abreise nach Salzburg impfte KAC-Trainer Doug Mason seinen Cracks ein, dass sie ein langer Prozess erwartet. „So war es auch gegen Znaim. Den Grundstein für den Serien-Sieg haben wir im ersten Spiel gelegt“, deutet der Kanadier an. „Klar ist, wir gewinnen so eine Serie nicht in einer einzigen Partie.“

Neutrale Zone

Eine wichtige Rolle wird das Verhalten in der neutralen Zone spielen. Noch im Viertelfinale gelang es Znaim, diese relativ rasch zu überwinden. Gegen die Roten Bullen, die in ihrer Taktik wie die Tschechen von hoher Geschwindigkeit abhängig sind, gilt es hier druckvoller zu agieren. „Viele unserer Gegentore hatten dort ihren Ursprung. Bei Scheibenverlust muss das Umschalten von Offensive auf Defensive einfach klappen“, stellt Mason klar. Dementsprechend legte der 59-Jährige in den vergangenen Trainings-Tagen darauf den Schwerpunkt.

Das damit verbundene höhere Laufpensum ruft bei Mason keine Sorgenfalten hervor. Eine etwaige Umstellung auf drei Sturmlinien ebenso wenig: „In den wichtigen Phasen bekommen die besten Spieler eben mehr Eiszeit, auch bei mir“, erklärt der KAC-Trainer knapp. Ob sich dieser Kräfteverschleiß nicht später in der Defensive rächen könnte? „Nicht immer ist die Verteidigung entscheidend“, antwortet Mason schmunzelnd und fügt hinzu: „Es geht bei uns um defensive Effizienz bei körperlich intensiven Partien. Nicht, um den Gegner zu verletzen, sondern technisch versierte Spieler müssen gebremst werden.“

Setzinger ist Puck-Dominant

Auch der Theorie, zu sehr von der Kreativität Oliver Setzingers abhängig zu sein, lässt Mason nicht gelten: „Er ist ein dominanter Spielertyp, fordert oft den Puck. Das fällt eben auf. Wir haben aber andere Spieler, die eine Partie entscheiden können. Ich denke dabei an JF Jacques.“

Somit unterstreicht Mason den erwarteten Kollisionskurs auf dem Eis, dessen Anziehungskraft allerdings keine Harmonie versprühen wird