Im nordamerikanischen Profisport wird ein junger Athlet sehr früh damit konfrontiert, zukünftig als Ware behandelt zu werden. Jährlich sichern sich die NHL-Klubs die Rechte an den sogenannten „Prospects“, jungen Eishockey-Spielern, denen aufgrund intensiver Studien („Scouting“) eine goldene Zukunft prophezeit wird. Wer von den Teams im Draft gezogen wird, steigt aber nicht automatisch in die NHL auf. Aus rot-weiß-roter Sicht blieb Martin Hohenberger, Gregor Baumgartner, Matthias Trattnig, Andre Lakos, Oliver Setzinger oder Bernd Brückler ein Abenteuer in der besten Eishockey-Liga der Welt verwehrt. Der Villacher Michael Raffl schaffte es hingegen ungedraftet zu den Philadelphia Flyers.

Für keinen Weg gibt es also eine Garantie. Das ist auch dem größten österreichischen Talent bewusst. Zwar schiebt der Linzer Lukas Haudum das NHL-Thema vor sich her, am 27. Juni dürfte es den 17-jährigen Stürmer schließlich einholen. Dann werden sich in Sunrise (Florida) die Klubs erneut die Spieler-Rechte sichern. Derzeit prognostizieren ihn einschlägige Internet-Portale an etwa 120. Position. „Ich lass mich davon nicht verrückt machen. Das ist eine Bestätigung für eine gute Arbeit. Mehr nicht“, erklärt Haudum bescheiden.

Kein Stress

Mehrere Talentsucher sollen bereits bei seinen Trainern vorstellig geworden sein, um sich über seine Fortschritte zu erkundigen. Denn seit seinem Wechsel von Linz gelang es ihm, sein Spiel grundlegend zu verbessern: „Vor allem meine Intensität und den Umgang mit dem Puck in stressigen Situationen“, beschreibt es der Stürmer wie in einem Scouting-Report.

Auch abseits des Eises gibt es für ihn keine stressigen Situationen. Södertälje signalisierte bereits sein Interesse, den jungen Österreicher weiterhin zu verpflichten. Eine andere Option in Nordamerika (die Mississauga Steelheads drafteten ihn für die CHL) stünde quasi als Notlösung parat. Den Wechsel über den großen Teich hat Haudum erst in zwei, drei Jahren auf seinem Plan.

MARTIN QUENDLER