Immer, wenn es beim KAC nicht läuft, erinnern sich die Fans an Sie und behaupten: „Wir brauchen einen Dave Shand.“ Sind Sie deswegen nach Klagenfurt gekommen?
DAVE SHAND: (lacht laut) Mit mir hätten die Fans keine Freude mehr. Ich bin zu alt, hab zwei künstliche Hüften und sechs Knieoperationen hinter mir. Meine Frau Alicia ist schuld, dass wir jetzt hier sind.

Inwiefern?
SHAND: Ich habe ihr immer von Klagenfurt und meiner Zeit beim KAC erzählt. Irgendwann kramte sie alte Statistiken hervor. In all der Zeit führten wir die Strafen an. Sie wunderte sich einfach, dass dort immer wieder dieselben Spielernamen des KAC aufgetaucht sind. Irgendwann überredete sie mich, dass wir unbedingt nach Europa müssten und sie diese Teamkollegen von damals kennenlernen möchte.

Es ist 25 Jahre her, als Sie Klagenfurt und diese Halle verlassen haben. Mit welchem Gefühl kehren Sie hierher zurück?
SHAND: (nachdenklich) Ich muss zugeben, dass ich schon sehr nervös war, als ich aus dem Zug ausgestiegen bin. Wahrscheinlich hatte ich auch ein bisschen Angst, dass sich zu viel verändert hat und dass es nicht mehr so ist wie früher. Schließlich waren die vier Jahre hier die beste Zeit meiner Eishockey-Karriere. Und ich musste die Stadt damals ja fluchtartig verlassen.

Wieso?
SHAND: Eigentlich wollte ich nicht weg, fühlte mich hier wie zu Hause. Erst am Flughafen habe ich mich getraut, KAC-Obmann Dieter Kalt anzurufen und meinen Rücktritt zu erklären. Er versuchte mich umzustimmen, wollte unbedingt ein Gespräch mit mir und hat spontan einen Drei-jahresvertrag angeboten. Aber ich konnte nicht mehr. Für mich war dieses Kapitel endgültig geschlossen. Mein letztes Eishockey-Spiel habe ich im KAC-Dress gespielt, diese Erinnerung bedeutet mir sehr viel. Wie gesagt, es war die beste Zeit meiner Karriere.

Sie erwähnten es bereits: Die damalige KAC-Truppe hat eine ganze Eishockey-Ära in Österreich geprägt . . .
SHAND: (nickt) . . . das war eine wilde Zeit. Die Gegner haben vor uns gezittert (grinst). Mit meinen Verteidiger-Kollegen Hans Sulzer, Gert „Mugl“ Kompain und Hans „Bobby“ Fritz haben wir regelmäßig das Klagenfurter Nachtleben auf den Kopf gestellt. Das darf man gar nicht erzählen, was damals alles so passiert ist. Trotzdem sind wir Meister geworden. Unglaublich eigentlich.

Apropos: Unglaublich. Welche Anekdote blieb Ihnen in Erinnerung?
SHAND: (lacht laut) Was für eine Frage. Glauben Sie mir, es ist alles gelogen. Im Ernst, das erste Jahr beim KAC werde ich nie vergessen. Für mich war es damals der erste Meistertitel seit 15 Jahren. Und die Zeit mit Hans Sulzer war ebenfalls etwas Besonderes. Vier Jahre haben wir in der Verteidigung nebeneinander gespielt. Dazwischen haben wir uns gegenseitig auf dem Eis beschimpft. Er hat kein einziges Mal das gemacht, was ich gesagt habe.

Es wird auch erzählt, dass noch nie ein Import-Spieler so schnell Deutsch gelernt hat . . .
SHAND: Deutsch? Nein, nein. Gert Kompain hat mir damals „Muglisch“ beigebracht. Es war eine Mischung aus Kärntnerisch, Windisch und Italienisch. Wir haben ja beinahe jeden Tag miteinander verbracht. Mir ist relativ rasch bewusst geworden, dass ich Deutsch lernen muss. Sonst hätten mich die Jungs regelmäßig hereingelegt.

Konnten Sie sich eigentlich nie vorstellen nach Ihrer Karriere dem Eishockey erhalten zu bleiben?
SHAND: Als Trainer oder so? Nein, niemals. Ich habe eine neue Herausforderung gebraucht, musste weg vom Eishockey.

Nämlich?
SHAND: Zurück in Nordamerika habe ich an der University von Michigan begonnen, Jus zu studieren. Nach vier Jahren habe ich das Studium beendet und legte 1995 die Rechtsanwaltsprüfung ab. Seither bin ich auf Scheidungsrecht spezialisiert.

Sie haben vier Kinder. Könnte eines davon in Ihre Fußstapfen treten?
SHAND: Mein jüngster Sohn Kevin spielt derzeit in der College-Liga. Im Gegensatz zum Papa wollte er unbedingt Stürmer werden. Vielleicht hat er sogar das Zeug, irgendwann in der NHL zu landen.

Sie sprechen immer noch ausgezeichnet Deutsch?
SHAND: Ich halte mich ja immer über meinen KAC auf dem Laufenden und lese viel im Internet. Leider lief es in der letzten Zeit nicht so richtig. Es ist nur schade, dass ich kein Spiel in der Halle mitverfolgen kann. Wir reisen bereits heute weiter. Aber ich komme bestimmt wieder einmal nach Klagenfurt.

INTERVIEW: MARTIN QUENDLER