Christoph Brandner mag man. Nicht nur in Klagenfurt, nein, überall wo er Eishockey spielte. Bescheiden, immer freundlich, kurzum: Als Mann mit leisen Tönen wird er in Erinnerung bleiben. Seine Laufbahn zeigt: Man muss nicht unbedingt ein "wilder Hund sein", um eine außergewöhnliche Karriere zu machen. Auf dem Eis fuhr der gebürtige Steirer kein Kontrastprogramm, ging selten rustikal zur Sache.

Bei allen Emotionen, die im Eishockey dabei sind, gibt "Brandy" zu: Der Impulsive wäre er nicht gewesen. Schon eher der leidenschaftliche, akribische Arbeiter, dem eines wichtig war: "Ich habe versucht, mich nie zu verstellen." Dabei ist er stets auf dem Eis, pardon, Boden geblieben. Seine Rolle als Eishockeyspieler schätzt er rückblickend durchaus realistisch ein: Er wäre nicht mit der feinen Klinge unterwegs, nicht der große Spielmacher gewesen. Dennoch hätte er, von seinem Talent ausgehend, das Meiste herausgeholt. Seine Stärken? Wohl der Zug zum Tor, seine Robustheit, die er auch dem Gardemaß von 1,96 Metern verdankt, sein Einsatz in den Ecken und vor dem Tor.

Wer wie Brandner fast 20 Jahre Eishockey-Profi war, dabei drei Meistertitel holte (zwei mit dem KAC und einen mit Krefeld in der Deutschen Eishockey Liga), 116 Mal den Teamdress trug und 35 Spiele in der NHL, der besten Liga der Welt, absolvierte, der hat logischerweise viele besondere und emotionale Momente erlebt. Ganz oben in dieser Liste steht natürlich sein Tor und damit das erste eines Österreichers in der NHL für die Minnesota Wild (2:3 gegen die San José Sharks) am 12. Oktober 2003. Ein Treffer, mit dem der bald 37-Jährige Eishockey-Geschichte geschrieben hatte. Zu den Ereignissen, die er nicht vergisst, zählt auch ein ganz trauriger. Brandner spielte auf den Krebstod des deutschen Torhüters Robert Müller an, der in Krefeld sein Vereinskollege war und dessen Schicksal ihm noch immer nahegeht. Die beiden Familien waren eng befreundet.

Apropos, Freunde: Die haben ihm bei seinem NHL-Engagement bei den Minnesota Wild gefehlt. Heute muss der ehemalige Stürmer darüber lachen, dass er zuerst Minnesota einen Korb gegeben hatte. "Ich war schon 27 und etwas unsicher", sagt Brandner über seine Bedenken. Nie mehr hätte er damit gerechnet, dass sich der NHL-Klub noch einmal meldet. Nach einer weiteren großartigen Saison in Krefeld (wo er als "Eishockey-Gott" gefeiert wurde, was ihm eigentlich unangenehm war) klingelte ein Jahr später noch einmal das Telefon. Brandner sagte zu und den Kölner Haien, bei denen er einen gut dotierten Vertrag (190.000 Euro pro Jahr) unterschrieben hatte, ab. Nach 35 Spielen und vier Toren wurde der Österreicher in Minnesota zum Farmteam Houston Aeros in die AHL abgeschoben. Sportlich konnte er, so sieht es der frühere KAC-Kapitän heute, durchaus mithalten, aber das Problem wäre im Kopf gewesen: "Ich habe einfach zu viel gegrübelt und nachgedacht, war im Jänner mental und körperlich fertig."

Brandner ist keiner, der etwas dem Zufall überlässt. So hat er sein Karriereende genau geplant. Ebenso, dass er künftig als Physiotherapeut arbeiten möchte. Ob er als Ausnahmespieler nicht genug verdient hätte, um sich zurückzulehnen? "Nein", sagt der zweifache Familienvater, "es ist eine gute Basis für das weitere Leben da, aber ausgesorgt hat keiner." Deshalb rät er den Kollegen auch, sich beizeiten um ein zweites Standbein zu kümmern. Eishockey wird bei Brandner weiter einen großen Stellenwert haben. Aktuell ist es die Sommerakademie, später könnte er sich vorstellen, einmal mit dem KAC-Nachwuchs zu arbeiten. Wie auch immer, "Brandy", dieser sympathische Bursche, wird fehlen. Dem KAC, den Fans und auch uns Journalisten.