Wer heutzutage die österreichischen Eishockey-Profis auf dem Radar behalten will, bedient sich einfach der kostenlosen Datenbank eliteprospects.com. Die Eishockey-"Bibel" ist mittlerweile sogar auf dem Smartphone verfügbar. Dem war nicht immer so.

1998 war die Zeit reif für etwas Neues. Zwar standen in den Vorzimmern noch immer die klassischen Telefone in Bordeauxrot. Doch Eishockey-Spieler-Kreise vermuteten in der ständigen Erreichbarkeit eine Jobchance und vertrauten auf Hosentaschen-Produkte eines finnischen Handyherstellers. Diesen so wichtigen "Call" eines ausländischen Klubs, Trainers oder Agenten erhielten aber nur wenige. Wie eben Peter Znenahlik.

Eigentlich plante der gebürtige Wiener schon einen längeren Sommerurlaub. Bundesligist Kapfenberg schlitterte in die Pleite und die Trainingseinheiten der Off-Season wurden noch nicht ernst genommen. Hinsichtlich Ausdauer und Durchschlagskraft wurden eher Zeltfeste in der Peripherie frequentiert. Nicht so bei Znenahlik. Der damalige Zug-Trainer Sean Simpson benötigte, falls sich Imports verletzen, vorsorglich Spieler. Er wandte sich an Ralph Krüger, damals Neo-Cheftrainer der Schweizer Nationalmannschaft mit der Vorgabe: Ein kampfbetonter Center soll es sein. Feldkirchs fünffacher Meistertrainer empfahl sofort Znenahlik. Noch am Tag des Anrufes packte der 35-jährige seine Ausrüstung und übersiedelte für eineinhalb Monate in die Stadt des Nationalligisten südlich von Zürich. Mit einem Manko: Znenahlik wurde eben als Ersatzspieler geholt.

Die Zuschauerrolle

Das Reglement erlaubte 1997/98 den Schweizer Klubs fünf Legionäre im Kader anzuführen. Tatsächlich durften jedoch während des Play-offs nur drei davon auf dem Spielbericht aufscheinen. In zwei Partien des Grunddurchgangs wurde er eingesetzt, danach blieb ihm lediglich die Zuschauerrolle. Obwohl das Pensum für seine Team-Kollegen enorm gewesen ist. Jeden zweiten Tag wurde gespielt, 42 Tage lang. "Es war trotzdem eine fantastische Zeit", schwelgt Znenahlik in Erinnerungen und erzählt: "Chris Lindberg (später VSV, Anm.) und ich sind nachträglich einberufen worden. Als ich in die Kabine gekommen bin, begrüßte mich plötzlich John Miner, den ich noch aus Wien gekannt habe. Wes Walz, dessen Ersatzmann ich war, blieb jedoch die ganze Zeit fit und spielte die Saison fertig."

Chris Lindberg und Peter Znenahlik stoßen auf den Titel an
Chris Lindberg und Peter Znenahlik stoßen auf den Titel an © Privat

Znenahlik fristete bei Zug ein Leben auf Abruf, musste aber zu jeder Zeit mit einem Einsatz rechnen. Neben den Trainings gehörte sogar das Warm-up vor dem Spiel zum Pflicht-Programm. Erst danach setzte er sich auf die Tribüne. Wie er die Meistermannschaft in Erinnerung habe? "Das war eine brutal gute Truppe. Da spielten Schweizer Legenden mit. Wie Dino Kessler, Jörg Eberle oder Kapitän Andre Rötheli. Soweit ich mich erinnere waren es ganz lange Serien bis zum Titel", erzählt der nun 53-Jährige.

Die Meistermedaille

Auch wenn der Wiener selbst nicht viel beitragen konnte, zollte ihm Trainer Simpson großen Respekt. "Es wirkte, als hatte er immer ein schlechtes Gewissen, mich auf die Tribüne zu schicken. Später hat er sich überschwenglich bedankt, dass wir stets auf Abruf gestanden sind." Zug wählte überdies die noble Art der Entschädigung und bedachten Znenahlik mit einer spendablen Prämie. Er blieb damit der bis dato einzige Österreicher, der eine Meistermedaille der Schweizer Nationalliga A besitzt.

Ausgelassene Zug-Meisterfeier 1998. Peter Znenahlik links im Hintergrund
Ausgelassene Zug-Meisterfeier 1998. Peter Znenahlik links im Hintergrund © Zug

Nun steht der Vorarlberger Stefan Ulmer mit dem HC Lugano im Finale gegen SC Bern. Mit ungleich höherer Mitgestaltung. Der Verteidiger erzielte bisher in den NLA-Play-offs einen Treffer und leistete fünf Assists.

MARTIN QUENDLER