Pünktlich zum Play-off agieren Sie wieder in Höchstform. Welches Geheimnis verbirgt sich bei Ihnen hinter solchen Punktlandungen?

MATTHIAS TRATTNIG: Das ist ein langfristiger Weg. Im Jänner beginne ich, meinen Trainingsplan umzustellen. Irgendwann interessieren mich Tore, beispielsweise gegen Laibach, nicht mehr. Ich lege mehr wert auf das Play-off, will dort siegen. Ob ich in der Punkteliste vorne liege oder nicht, spielt keine Rolle.

Wie gelingt es Ihnen, den Schalter so schnell umzulegen?

TRATTNIG: Natürlich steigert sich die Motivation im Play-off. Was viele nicht sehen: Meine Rolle verändert sich je nach Spielstand. Liegen wir zurück, ist mein Spiel offensiver ausgerichtet. Und bei den Treffern gegen KAC oder VSV hatte ich auch etwas Glück.

Sollte der Modus in der EBEL geändert werden?

TRATTNIG: So hoch die Intensität und die Attraktivität des Eishockeys im Play-off ist, so trocken wirkt der Grunddurchgang. 40 Runden lang geschieht eigentlich nichts.

Die Gründung der "EBEL 2" ist in Planung und soll die, vom Österreichischen Eishockey Verband (ÖEHV) betreute INL ersetzen. Eine gute Idee?

TRATTNIG: Die Schweiz zeigt vor, dass der Verband eine Eishockey-Liga betreuen kann. Doch der ÖEHV ist scheinbar nicht fähig dazu. Eine Liga aus der Hand zu geben, ist schlecht für die heimischen Spieler und das Nationalteam. Allerdings bringt so eine Lösung Konstanz. Einen Versuch ist es wert.

Im Play-off konnte sich Salzburg jeweils knapp gegen KAC und VSV durchsetzen. Ihr Resümee?

TRATTNIG: Die Serie gegen Klagenfurt war schwieriger. Der KAC trat plötzlich als Team auf und forderte uns bis in die siebente Partie. Ein Nervenkitzel.

Was zeichnete den VSV aus?

TRATTNIG: Es war eine enge Serie mit sehr knappen Resultaten. Die Villacher haben gezeigt, wie mittlerweile auf internationalem Niveau gespielt werden muss: mit vier ausgeglichenen Sturmlinien. Im Oktober hat wohl niemand damit gerechnet, dass der VSV noch so stark werden kann.

Sollte in Österreich das Greg-Holst-System (VSV-Trainer, Anm.) mit vielen jungen Cracks als Vorbild herangezogen werden?

TRATTNIG: Schnelles Eishockey ist ausnahmslos mit vier Linien möglich. VSV-Spieler wie Kromp, Jennes oder Leiler erhalten Vertrauen und Eiszeit. Dazu müssten generell die Einsätze kurz gehalten werden. Der lange Grunddurchgang eignet sich bestens, die 17- und 18-jährigen ins kalte Wasser zu werfen. Es ist verblüffend, wie schnell sie sich an das höhere Niveau anpassen können. Wem das alles zuviel ist, hat im Profi-Eishockey ohnehin nichts verloren.

Allerdings fehlt mancherorts im Nachwuchs die Tiefe. . .

TRATTNIG: Jeder Klub hat es selbst in der Hand und muss ein Nachwuchs-Budget festlegen. Der Graz-Kader umfasste heuer aber keine 20 Spieler. Wenn ich von dann vorstandsnahen Personen der 99ers höre, dass von U18- und U20-Spielern um die 1300 Euro Mitgliedsbeitrag verlangt werden und die Jungs ihre 2000 Euro teure Ausrüstung selbst bezahlen müssen, darf ich mich als Verein nicht wundern.

Was muss sich in Graz ändern?

TRATTNIG: Das Interesse am Eishockey ist ja groß. Aber der jährliche Neustart bringt nichts. Mit dem Hallenumbau könnte vielleicht ein positiver Spirit entstehen. Die 99ers brauchen endlich einen Stamm, der sich für den Klub aufopfert. Wie ein McBride in Villach. Nicht 14 Imports, die nur eigene Interessen verfolgen.

Stichwort Kontinuität: Nach elf Saisonen in Salzburg könnten Sie nun das halbe Dutzend an Meistertiteln komplettieren. . .

TRATTNIG: Znaim wird keine leichte Aufgabe. Der Titel ist aber unser Ziel. Jetzt beginnt die Phase, worauf man sich ein ganzes Jahr vorbereitet.

Denken Sie überhaupt an ein Karriereende?

TRATTNIG: Mein Vertag läuft 2017 aus. Ob es weitergeht, hängt von Spass, Motivation und natürlich von der Gesundheit ab.

INTERVIEW: MARTIN QUENDLER