Es muss wohl an seinem Idealismus und seiner Liebe zum Eishockey liegen. Roland Kaspitz unterschrieb heuer im Sommer als erster Österreicher in der EBEL-Geschichte bei einem ausländischen Klub-Vertreter. Später folgten ihm Kristoph Reinthaler und Fabian Scholz nach Slowenien. Nicht ganz freiwillig. Seitens der rot-weiß-roten Vereinen keimte kein Interesse am 34-Jährigen auf. „Vermutlich besitze ich den falschen Pass für österreichische Klubs. Es werden lieber Kanadier geholt“, meint der Routinier verbittert.

Olimpija Ljubljana erwies sich als Notlösung, um weiterhin den Beruf ausüben zu können. Ausgerechnet der zahlungsmarode slowenische Vertreter, der keine der vergangenen Spielzeiten ohne schwerwiegende finanzielle Turbulenzen verbracht hatte. Doch darüber sieht der Rosegger hinweg. Er konzentriert sich auf seine sportlichen Leistungen. Und diese stehen außer Frage. Der Center erzielte bisher sechs Tore, leistete zwölf Assists und scheint unter den 30 besten Akteuren der Liga auf. Obwohl Tabellen-Schlusslicht Laibach eine kaum konkurrenzfähige Truppe stellt. „Wir haben einen dünnen Kader und jeder einzelne Verletzte schwächt uns. Doch das Team verfügt über immense Charakterstärke“, verrät Kaspitz.

Nicht nur das. Das Durchschnittsalter der Laibacher liegt bei 24,31 Jahren. Somit sind die grünen Drachen wohl oder übel gezwungen, auch im Powerplay oder Unterzahl ihre jungen Cracks einzusetzen. Kaspitz: „Der Klub macht aus der Not eine Tugend.“ Umso beachtlicher, dass Gegner wie Vienna Capitals, Graz 99ers, VSV, Dornbirn oder Bozen bezwungen werden konnten. Auch vorm heutigen Gegner KAC werfen die Laibacher nicht vorzeitig die Flinte ins Korn. „Es ist halt immer ein bisschen wie eine Lotterie“, stellt Kaspitz fest.

Auf einen Lottogewinn scheinen auch die Laibacher selbst zu hoffen. Seit Saisonbeginn warten die Olimpija-Cracks auf ausständige Gehälter. Mit Stefan Chaput und Guillaume Desbiens haben bereits zwei Stürmer den Klub verlassen. Kaspitz verschließt sich nicht vor den Tatsachen. Sein Vertrag beinhalte eine Klausel, die eine Auflösung ermöglichen würde: „Ich kann nicht immer gratis spielen. Wenn nicht etwas passiert, muss ich mich umsehen“, erklärt der Stürmer schwermütig. Der Idealismus könnte also selbst bei Kaspitz irgendwann erschöpft sein. Die Liebe zum Eishockey wohl nie.

MARTIN QUENDLER