Sie haben bis zuletzt immer wieder gemeint, die Graz 99ers seien nach wie vor über ihrem Soll. Aber acht Niederlagen in neun Spielen können doch um Himmelswillen nicht das Soll sein?

JOCHEN PILDNER-STEINBURG: Werfen Sie doch einen Blick auf die Tabelle. Da sind wir noch immer im Soll. Wir wären nach wie vor im Play-off. Und viel prominentere Teams wie ein KAC oder der VSV liegen hinter uns. Es ist ja nicht so, dass nur wir verlieren. Auch die hochgelobten Vienna Capitals haben gerade sechs von sieben Heimspielen verloren.

Heißt das, Sie sehen keinen Grund in irgend einer Form zu reagieren?

PILDNER-STEINBURG: Das habe ich so nicht gesagt. Trainer Todd Bjorkstrand war diese Woche bei mir. Wir haben die Situation sehr ausführlich analysiert. Und wir werden die Baustellen, die es gibt, beheben.

Welche Art von Baustellen sprechen Sie damit an?

PILDNER-STEINBURG: Ich werde das sicher nicht öffentlich diskutieren. Aber es passieren zum Beispiel Dinge im Team, die Todd (Anm., Bjorkstrand) grün und blau ärgern. Das gilt es schleunigst abzustellen.

Der Eindruck, dass innerhalb der Mannschaft die Chemie heuer besser denn je ist, der hat also getäuscht?

PILDNER-STEINBURG: Nein, überhaupt nicht. Die Chemie in der Kabine ist eine gute. Aber vielleicht ist es gerade deshalb. Todd weiß jedenfalls, was es ist. Und er wird es ändern.

Könnte Baustelle auch heißen, dass man sich von Spielern trennen wird?

PILDNER-STEINBURG: Keinem einzigen unserer Spieler würde ich über eine Zeitung ausrichten, wenn seine Zeit in Graz abgelaufen wäre. Aber ja, es ist richtig, wir haben auch personelle Baustellen und werden diese ebenso sanieren.

Im Fußball würde ein Trainer acht Niederlagen mehr oder weniger hintereinander nicht aushalten. Das wissen Sie aber?

PILDNER-STEINBURG: Also damit das klar ist, Trainerdiskussion werde ich garantiert keine zulassen. Todd Bjorkstrand ist ein ganz, ganz ausgezeichneter Mann. Ich stehe zu 100 Prozent zu ihm. Und noch etwas: Wir haben nie gesagt, wird werden Erster, Zweiter oder Dritter. Wir wollen nach Möglichkeit direkt ins Play-off kommen, also über dem Strich sein. Und das sind wir momentan.

Unter der Hand gibt es auch Stimmen, die Bjorkstrand mit dem, sagen wir es charmant, doch komplizierten und sehr, sehr egozentrischen Pierre Pagé vergleichen . . .

PILDNER-STEINBURG: So ein Unsinn. Ich kenne Herrn Pagé persönlich zu wenig. Aber ein Vergleich mit Todd Bjorkstrand ist nicht einmal ansatzweise zulässig. Ich kann es nicht oft genug sagen: Bjorkstrand arbeitet bei uns in Etappen und langfristig.

Es gab auch Kritik, den Österreichern würde die Spielpraxis fehlen, weil sie zu Beginn wochenlang zu wenig zum Zug gekommen seien?

PILDNER-STEINBURG: Ich kann das schon gar nicht mehr hören. Zuerst werden wir kritisiert, dass die Jungen zu wenig spielen. Jetzt spielen fünf, sechs Junge, passt es auch wieder nicht, weil wir verlieren. Würde ich in der Wirtschaft meine Meinung so oft ändern, wäre ich zehn Mal im Konkurs.

Dass der Unmut der Fans langsam lauter wird, dafür haben Sie aber Verständnis?

PILDNER-STEINBURG: Ich lasse mir sicher nicht in Internet-Foren den Eishockeysport erklären. Es passen halt wieder einmal die Realität und unsere Möglichkeiten mit dem Anspruchdenken nicht zusammen. Aber das ist typisch Österreich. Eishockey funktioniert nicht wie Fußball. Wenn du im Fußball mit 3:0 vorne bist, ist die Partie gelaufen. Wir haben viele unserer Spiele mit einem Tor und Glück gewonnen, jetzt war halt öfters auch Pech dabei und wir haben mit einem Tor verloren.

Noch einmal zurück zu den von Ihnen angesprochenen Baustellen. Was wird sich kurzfristig und konkret ändern?

PILDNER-STEINBURG: Ohne über Positionen zu reden: Ja, wir brauchen bessere, stärkere Spieler. Neue Spieler zu holen ist ebenso ein Thema, wie Spieler zu verabschieden. Es wird frischen Wind geben. Ich hoffe, wir werden in zwei, drei Tagen bereits Lösung gefunden haben und bin überzeugt, dass es für uns noch früh genug ist.

INTERVIEW: GERALD POTOTSCHNIG

Erste Bank Eishockey-Liga (heute): Moser Medical Graz 99ers - Innsbruck, Red Bull Salzburg - VSV, Znaim - Szekesfehervar (alle 17.30 Uhr), Dornbirn - Vienna Capitals (17.45 Uhr, ServusTV live), Bozen - Black Wings Linz (18.45 Uhr).