In den letzten Jahren ist es in der heimischen Eishockey-Liga nie fad geworden, wenn Pierre Page Interviews gegeben hat. Fehlt es Ihnen?

PIERRE PAGÉ: (lacht) Ich weiß genau, worauf Sie ansprechen. Und ja, es fehlt mir manchmal schon sehr. Schließlich bin ich fast 43 Jahre als Trainer hinter der Bande gestanden, durfte das Kabinengeflüster hautnah miterleben und habe viele interessante Persönlichkeiten kennengelernt.

Was ist passiert?

PAGÉ: Vieles. Nicht immer waren Medien oder Fans nett zu mir.

Zu unrecht?

PAGÉ: Ich habe als Trainer polarisiert. Das ist mir bewusst und mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.


Auf Ihrer Visitenkarte steht nun „Red Bull Global Sports Director Hockey“ (Eishockey-Chef bei Red Bull, Anm.). Klingt sehr nach Politik. . .

PAGÉ: (unterbricht) . . . worauf der Sport aber angewiesen ist. In einer Demokratie haben viele etwas zu sagen. So ist es auch beim Sport.

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Klingt ein wenig kryptisch. Welche Politik verfolgt Red Bull beim Eishockey?

PAGÉ: Ganz einfach: Wir wollen möglichst viele Jugendliche zum Eishockey bewegen. Bei uns in der Akademie haben wir auf dem Hallenplan daher „Freies Eishockey“ eingeführt. Unsere Spieler können in ihrer Freizeit mit Freunden aufs Eis gehen und sollen Spaß haben. Einfach so, abseits von den strengen Trainings. (schmunzelt).


Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass in Österreich Eisflächen fehlen?

PAGÉ: Das haben wir schon beim Bau der Akademie gemerkt. Daher haben wir ein Stockwerk mit einem Kunststoffbelag und zwei „Skate Mills“ (kufentaugliche Laufbänder, Anm.) ausgestattet. Wir haben für die Zukunft aber noch etwas anderes im Sinn.


Sie sprechen auf Ihr neues Projekt an. Es ist also wahr, dass ihr Konzern 50 Eisflächen in Österreich aufziehen möchte?

PAGÉ: Das kann ich definitiv bestätigen. Wir stecken aber noch mitten in der Planungsphase. Zuviel will ich nicht verraten, weil wir niemanden vor den Kopf stoßen möchten. Politik, Sie verstehen?

Dürfen Sie verraten, wie dieses Projekt in etwa aussehen soll?

PAGÉ: Wie von Ihnen erwähnt, handelt es sich um 50 Eisrinks. Wo sie genau stehen werden, darf ich nicht sagen. Auch nicht, wie der Betrieb im Detail funktionieren soll. Nur soviel: Es wird welche mit und einige ohne Dach geben. Bisher haben wir nur das Geschäftsmodell intern besprochen und einige Funktionäre eingeweiht. Je mehr junge Spieler wir damit zum Eishockey bewegen können, umso besser für den Sport.

Woher stammt die Idee dafür?


PAGÉ: In Österreich gibt es mit Fußball und Ski fahren zwei große Schwerpunkte. Fußball ist vergleichsweise günstig, der Skisport verfügt dank des ÖSV über eine ausgezeichnete Infrastruktur. Und weil Eishockey ebenfalls kostenintensiv ist, wollen wir zumindest die Rahmenbedingungen für den Sport schaffen.

Wer ist für dieses Projekt verantwortlich?

PAGÉ: Dieses Projekt zieht ausschließlich Red Bull. Der Österreichische Eishockeyverband ist aber involviert. ÖEHV-Sportdirektor Alpo Suhonen begrüßt diese Initiative.

Mit dem Eis soll also der Erfolg kommen. Klingt hypothetisch. . .

PAGÉ: Nun ja, nur durch Eisflächen wird es keinen Aufschwung im österreichischen Eishockey geben. Wir brauchen dafür auch professionelle Trainer, die für die notwendige Ausbildung der Spieler sorgen. 1974 trainierten russische Eishockey-Spieler in alten Lagerhallen, ohne Eis. Dadurch fehlte ihnen gegenüber Kanada und USA die Geschwindigkeit. Sie haben in Eishallen und Trainer investiert, jetzt zählen sie zu den besten Skatern der Welt.

Dort hat Eishockey einen höheren Stellenwert. Ist Österreich womöglich keine Eishockey-Nation?

PAGÉ: Das lass ich nicht gelten. Die Zielsetzung muss einfach geändert werden. Ich habe noch nie gehört, dass Österreich gegen Schweden, Tschechien oder USA siegen will. Warum nicht?

INTERVIEW: MARTIN QUENDLER