Thomas Raffl hat bei den Winnipeg Jets in der Vorbereitung einen sehr guten Eindruck hinterlassen und am Montag auch den letzten Cut überstanden. Allerdings ist Österreichs Teamkapitän noch ohne Vertrag. Nun galt es für Winnipeg zunächst, mit seinem bisherigen Club Red Bull Salzburg eine Einigung zu erzielen. Derzeit umfasst der Kader von Trainer Paul Maurice 24 Spieler, darunter 14 Stürmer. Bis zum (heutigen) Dienstag um 22.00 Uhr MESZ muss Winnipeg den 23-Mann-Kader für den Saisonstart bekannt geben.

Sollte der 29-Jährige den Sprung in den Kader der Jets, die am Donnerstag in Boston starten, schaffen, würden mit den Raffl-Brüdern und Grabner gleich drei Villacher in der NHL spielen. Er wäre zudem der achte Österreicher in der NHL. Neben dem aktuellen Trio Vanek (806 Spiele für Buffalo Sabres, New York Islanders, Montreal Canadiens und Minnesota Wild), Grabner (334/Vancouver Canucks und NY Islanders) und Michael Raffl (142/Philadelphia Flyers) haben auch Reinhard Divis (29/St. Louis Blues), Christoph Brandner (35/Minnesota Wild), Thomas Pöck (122/New York Rangers und New York Islanders) und Andreas Nödl (195/Philadelphia Flyers und Carolina Hurricanes) in der stärksten Liga der Welt gespielt.

Sein drei Jahre jüngerer Bruder Michael Raffl hat den Sprung in die NHL vor zwei Jahren geschafft und sich in der vergangenen Saison als einer der Top-Spieler in Philadelphia etabliert. Der 26-jährige war mit 21 Toren (in 67 Spielen) viertbester Torschütze der enttäuschenden Flyers, die das Play-off klar verpasst haben. Im Spiel 5-gegen-5 war der Villacher mit 18 Treffern sogar die Nummer eins seines Teams und lag damit gleichauf mit Superstar Sidney Crosby.

Das hat ihm eine "Beförderung" eingebracht. Der neue Cheftrainer Dave Hakstol hat Raffl als linken Flügel in der ersten Linie neben Jakub Voracek und Claude Giroux vorgesehen. Mit den beiden Stars hat Raffl auch in der vergangenen Saison einige Partien zusammen gespielt, nun könnte er sich aber fix den Platz in der ersten Linie sichern. Allerdings ist noch offen, ob der ÖEHV-Stürmer beim Start am Donnerstag in Tampa dabei ist. Raffl hat sich in einem Vorbereitungsspiel eine Oberkörperverletzung zugezogen.

Schwer mit Verletzungen hatten in der vergangenen Saison Vanek und Grabner zu kämpfen, beide wollen nun aber wieder fit durchstarten. Vanek hatte so wie Raffl 21 Saisontore verbucht. Während diese Marke für den Villacher aber ein Karrierehoch war, war es für den 31-jährigen Steirer die schlechteste seiner NHL-Karriere, sieht man von einer verkürzten "Lock-out"-Saison ab.

Vanek war allerdings ab Februar durch Leistenbrüche gehandicapt, die er sich erst nach der Saison operieren ließ. "Ich bin einer der glaubt, ich kann spielen und der Mannschaft weiterhelfen, deshalb habe ich weiter gespielt. Aber einfach war es nicht", gestand der Flügel im Gespräch mit der APA. Vanek hat daher im Sommer seinen Heimaturlaub ausgelassen und in Minnesota seine Reha durchgezogen.

In seinem zweiten Jahr bei den Wild fällt die Umstellung fast komplett weg. Der Club aus St. Paul geht fast mit unveränderter Mannschaft in die Saison, auch wenn in der zweiten Play-off-Runde das Aus gekommen ist. Zum dritten Mal in Folge war gegen die Chicago Blackhawks, den späteren Stanely-Cup-Sieger, Endstation. 0:4 hieß das klare Ergebnis.

Dennoch ist Vanek überzeugt, dass Minnesota das Zeug dazu hat, weiter zu kommen. Wichtig war vor allem, dass der herausragende Torhüter Devan Dubnyk verlängert hat. Mut macht vor allem die beeindruckende Aufholjagd ab Jänner. "Gut, dass alle zusammen geblieben sind", betonte Vanek. "Die Saison ist nicht so geendet, wie wir es erhofft haben. Aber ab Jänner hat man gesehen, was diese Mannschaft schaffen kann, da waren wir die beste Mannschaft der Liga. Es ist eine gute Mannschaft und wir haben die Chance, gemeinsam zu wachsen. Das Management glaubt an diese Mannschaft und hat sie deshalb gleich gelassen", erklärte er.

Der Modus gibt vor, dass die Wild auch künftig spätestens im Conference-Halbfinale auf Chicago treffen würden. Die Blackhawks haben zwar einige Spieler abgegeben, sind aber "immer noch eine Top-Mannschaft. Wir haben die Serie gegen sie in vier Spielen verloren, aber wir sind bei ihnen dabei. Wir haben sechs, sieben gute Verteidiger und Dubnyk gibt dir in jeder Partie die Chance, das Spiel zu gewinnen. Chicago wird immer im Weg stehen, hoffentlich kommen wir einmal vorbei", sagte Vanek.

Für sich selbst hat er keine ganz konkreten Vorgaben im Auge. "Ich gehe nicht in die Saison mit Zielen an Toren oder Punkten. Im Hinterkopf habe ich immer 20 Tore und hoffentlich kann ich noch 10 dazu legen", meinte der Flügel, der in der dritten Linie mit Charlie Coyle und Justin Fontaine stürmen wird. Da Fontaine derzeit verletzt ist, wird Tyler Graovac an Vaneks Seite spielen.

Vieles neu ist dagegen für Grabner. Der 28-Jährige, der in der vergangenen Saison vier Verletzungspausen hatte einlegen müssen, wurde Mitte September von den New York Islanders zu den Toronto Maple Leafs transferiert. Der Traditionsclub ist nach vielen Enttäuschungen in den vergangenen Jahren mit nur einer Play-off-Teilnahme seit 2004 unter Starcoach Mike Babcock im Umbruch.

"Das Ziel ist, wieder einmal ein ganzes Jahr gesund zu bleiben und der Mannschaft zu helfen. Ich will den Leuten hier bei den Maple Leafs zeigen, dass sie mit meiner Verpflichtung die richtige Entscheidung getroffen haben", sagte Grabner im APA-Gespräch. Zum Auftakt am Samstag kommt es gleich zum emotionalen Duell der zwei erfolgreichsten NHL-Mannschaften, wenn der 13-fache Stanley-Cup-Sieger aus Toronto beim Rekordchampion Montreal Canadiens (24) gastiert.

Neu ist in der NHL das Overtime-Format. Die fünfminütige Verlängerung wird im Format 3-gegen-3 gespielt. Der "salary cap", die Gehalts-Obergrenze für Clubs, wurde im Sommer um 2,1 auf 71,4 Mio. Dollar angehoben, hat aber einige Clubs vor schwierige Entscheidungen gestellt. So konnte etwa Stanley Cup-Champion Chicago einige Spieler nicht verlängern, um unter der Obergrenze zu bleiben.

Parallel zur NHL-Saison läuft in Amerika aber schon die Vorbereitung auf den World Cup an. Das Turnier mit Kanada, USA, Russland, Tschechien, Schweden und Finnland sowie einem 'Team Nordamerika Youngsters' und einem 'Team Europa' kehrt im September 2016 in Toronto in den Spielkalender zurück. Der erste, 16 Spieler umfassende Kader muss am 1. März genannt werden. Für das Europa-Team, das vom ehemaligen Feldkirch-Erfolgscoach Ralph Krueger gecoacht wird, können auch Vanek, Grabner oder die Raffl-Brüder nominiert werden.