"Wir haben natürlich sehr, sehr viele Zuschriften erhalten und von sehr, sehr vielen Bürgern diverse Informationen erhalten", so Strache zu allfälligen Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei der Wahl. "Und ja, wir gehen natürlich all diesen Hinweisen und Informationen auch nach. Wir überprüfen diese sachlich. Das machen Experten - und bewerten diese. Und erst nach einer Bewertung kann man sagen, ist da etwas dran, gibt es sozusagen 'Fleisch am Knochen'". Strache ließ auch durchblicken, dass eine Anfechtung nur dann Sinn macht, wenn es um wahlentscheidende "Anomalien" geht.

Strache sagte, die FPÖ werde Van der Bellen an seiner Ankündigung messen, ein Präsident für alle Österreicher zu sein. Auch er wünschte dem Ex-Grünen-Chef "für das Amt alles Gute". Er hoffe, "dass das ein ernst gemeintes Angebot war", sagte der FPÖ-Obmann zu Van der Bellens Ankündigung, auch die anderen 50 Prozent, die ihn nicht gewählt hatten, zu berücksichtigen.

Ein Absage erteilte Strache Spekulationen, Hofer könnte ihm in Folge seines Wahlerfolges die Obmannschaft streitig machen. Derartiges finde er "ausgesprochen witzig", spöttelte Strache. "Ich kann sie beruhigen: Wir sind seit elf Jahren ein erfolgreiches Team", seit elf Jahren sei Hofer sein Stellvertreter, "der nicht nur ein Freund ist, sondern jemand, auf den ich stolz bin, der unseren gemeinsamen Weg bestritten hat. Wir sind nicht erfolgsneidisch, sondern erfolgsgewohnt."

Hofer wird weiterhin sein Amt als Dritter Nationalratspräsident ausüben, an der Parteispitze werde es keine Änderungen geben. Und man bereite gemeinsam die "nächsten Wahlsiege" vor, so Strache. Der Wahlerfolg würde vielmehr die personelle Breite der FPÖ aufzeigen, sagte er, und betonte, dass diese Breite über die Person Hofers auch noch weit hinausgehe.

Hofer betonte, er bereue es nicht, dass er sich nach anfänglichem Zögern dann doch zu einem Antreten überreden hat lassen. Seine Bedenken hinsichtlich eines zu anstrengen Wahlkampfes hätten sich nicht bestätigt, allerdings habe er manche Kritik unterschätzt - etwa, dass er als Kandidat mit zwei Gesichtern bezeichnet wurde oder dass er "unheimlich böse NLP-Tricks" angewendet haben soll. "Das ist bei mir nicht der Fall." Überwogen habe aber die Freude über die "riesige Unterstützung". "Von Politikverdrossenheit, die immer wieder herbeigeschrieben wurde, ist in Österreich keine Spur."

Ein "ganz besonders" wichtiges Anliegen richtete Hofer an die internationalen Medien: "Die FPÖ ist keine rechtsextreme Partei. Wenn eine rechtsextreme Partei in Österreich angetreten wäre, hätte diese in Österreich vielleicht ein Wahlergebnis von zwei Prozent erreicht. Größer ist der Narrenanteil in Österreich mit Sicherheit nicht. Wir sind eine Mitte-Rechts-Partei mit großer Verantwortung", daher sei es möglich gewesen, fast 50 Prozent der Stimmen zu erreichen.

Zugleich bestätigte Strache, dass AfD-Chefin Frauke Petry offizieller Gast bei der Wahlparty am Sonntag war. "Die AfD hat mit uns gefeiert", sagte er bei einer Pressekonferenz, die er gemeinsam mit dem in der Stichwahl für die Präsidentschaft gescheiterten Norbert Hofer abhielt. Hofer selbst riet den befreundeten Rechtsparteien, "in der Mitte der Gesellschaft zu bleiben".

Die Alternative für Deutschland (AfD) arbeite mit der FPÖ offiziell verstärkt zusammen. "Ja, wir haben Partner auf europäischer Ebene. Dazu gehört auch seit einigen Wochen die AfD", bestätigte Strache. Auf die Frage internationaler Medien, was das - trotz der knappen Niederlage - sehr gute Abschneiden Hofers für andere Rechtsparteien bedeutete, antwortete Hofer, sich den Werdegang der FPÖ unter Strache anzuschauen.

Für die FPÖ selbst prognostizierte Strache weitere Erfolge, denn: "Der Plafonds für freiheitliche Stimmen liegt heute bei 50 Prozent." Damit sei eine "neue politische Zeitenwende eingeleitet". Auch Hofer will laut eigener Ankündigung bei der kommenden Nationalratswahl wieder - hinter Strache - kandidieren. Sein Parteichef stellte in Aussicht, dass bei einem Wahlsieg ja ein Erster Nationalratspräsident gebraucht werde.

Hofer bedankte sich bei den Medien für die "in vielen Phasen sehr faire Berichterstattung", wenn es auch eine "in einigen Fällen eine sehr tendenzielle" gegeben habe. Scharfe Kritik übte Strache erneut am ORF - konkret an den in der Zweier-Diskussion mit Van der Bellen seitens der ORF-Moderatorin vorgebrachten Zweifel an Hofers Angaben nach seinem Israel-Besuch im Jahr 2014.

Hofer hatte berichtet, Zeuge eines Terror-Anschlags gewesen zu sein - eine ORF-Recherche zog diese Angaben in Zweifel. Die "falsche Recherche" des ORF hätte ihn "massiv geärgert", sagte Strache. "Ich ersuche die Verantwortlichen im ORF, hier nicht zur Tagesordnung überzugehen. Es war nicht nur die Fragestellung, es war eine falsche, vielleicht sogar bewusst falsche Recherche", meinte der FPÖ-Chef.

Denn andere Journalisten hätten in wenigen Minuten herausbekommen, dass es in israelischen Zeitungen sehr wohl Berichte über den von Hofer berichteten Vorfall gegeben hatte, sagte Strache. Laut den Medienberichten wurde - anders als von Hofer behauptet - eine Terroristin nicht von der Polizei erschossen, sondern eine Frau lediglich leicht verletzt.