Laut vorläufigem amtlichem Endergebnis erhielt Hofer 51,9 Prozent der Stimmen, Van der Bellen 48,1 Prozent. Gemäß der Wahlkarten-Prognosen von ARGE Wahlen und SORA wird dieser Vorsprung aber massiv schrumpfen und beinahe ein Gleichstand erzielt. Während die Schätzung der ARGE Hofer hauchdünn vorne sieht, liegt bei SORA Van der Bellen knapp 2.900 Stimmen voran. Ziemlich sicher ist, dass die Wahlbeteiligung, die im ersten Durchgang bei 68,5 Prozent lag, auf über 70 Prozent steigen dürfte.

Alle am Sonntag befragten Hochrechner sahen am Montag Van der Bellen vorne. Die Briefwahlschätzungen unterscheiden sich nur im Vorsprung, den die Hochrechner für den Ex-Grünen-Chef im endgültigen Gesamtergebnis sehen: Andreas Kohlsche vom Institut für Wahl-, Sozial- und Methodenforschung in Kaufbeuren sieht den Grün-Kandidaten letztlich um 6.000 Stimmen vor Hofer, die ORF-Hochrechner von SORA um 2.888 Stimmen.

FPÖ-Kandidat Norbert Hofer gab sich am Sonntag trotzdem zuversichtlich, dass er in die Hofburg einziehen könnte. Egal wer gewinne, der neue Präsident müsse versuchen Österreich zu einen. Er sei immer ein Optimist und bleibe dies auch. Allerdings werde er heute "nicht so gut schlafen, wie sonst", meinte Hofer mit Verweis darauf, dass das Endergebnis noch nicht feststand. Allerdings meinte er gegenüber internationalen Pressevertretern: "I am still a little bit confident."

Alexander Van der Bellen zeigte sich am Sonntagabend "vorsichtig zuversichtlich". Er verwies gegenüber Journalisten auf die noch ausständige Auszählung der Wahlkarten. Grundsätzlich meinte er auf eine Journalistenanfrage, dass noch in jedem Wahlkampf Gräben aufgerissen worden seien.

Für den Grünen entschieden sich vor allem die Städter. Alle Landeshauptstädte außer Eisenstadt wählten Van der Bellen. Im ländlichen Raum reüssierte Hofer, der auch alle Bundesländer außer Vorarlberg und Wien hinter sich brachte, wobei sich der Ausgang in Oberösterreich und Tirol durch die Briefwähler noch drehen könnte. Der Freiheitliche dürfte laut Wählerstrom-Analysen auch deutlich mehr Männer überzeugt haben, Van der Bellen dafür die Mehrheit der weiblichen Wähler.

Aufgeregt und "sehr optimistisch" zeigte sich auch Grünen-Chefin Eva Glawischnig am Sonntagnachmittag. Sie sei "unglaublich gespannt", Alexander Van der Bellen habe ein "Fotofinish" hingelegt. Angesichts der großartigen Wahlbewegung sei sie sprachlos. All dies sei ein "sehr schönes, ermutigendes Signal für Österreich". Alles sei noch offen, klar sei nur, dass Van der Bellen eine unglaubliche Aufholjagd hingelegt habe.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache war am Sonntagabend zuversichtlich, dass Norbert Hofer als Sieger aus der Bundespräsidentenwahl hervorgehen wird. "Wir hoffen und glauben daran, dass am Ende Norbert Hofer die Mehrheit der Österreicher auf seiner Seite haben wird", zeigte er sich nach den ersten Hochrechnungen guten Mutes.

Noch-Präsident Heinz Fischer hielt sich bis zuletzt bedeckt. Bei seiner Stimmabgabe am Nachmittag wollte er nicht kundtun, wem er den Vorzug gegeben hat. Mit seinem Auszug aus der Hofburg nach zwölf Jahren hat er kein Problem. Es sei "Zeit für einen Wechsel", er habe eine interessante Zeit hinter sich. Ohnehin ist Fischer noch eine Zeit im Amt. Erst am 8. Juli wird sein Nachfolger von der Bundesversammlung angelobt.