Bundeskanzler Werner Faymann unternimmt bis zuletzt Bemühungen, die Wogen in der eigenen Partei zu glätten und eine allfällige Revolte zu verhindern. Noch vor dem für Montagnachmittag angesetzten Parteivorstand, der die Zukunft der SPÖ klären soll, und unmittelbar vor dem Mittagessen der roten Granden mit Bundespräsident Heinz Fischer trifft er die neun Landesparteichefs zu einer Aussprache.

Entscheidung übers Wochenende

Inwieweit sich die Länder von einem Verbleib des Kanzlers überzeugen lassen, bleibt abzuwarten. Klar für eine Ablöse Faymanns hat sich bisher bloß Salzburg positioniert. Die Steiermark tendiert dem Vernehmen nach dazu, Faymann durch ÖBB-Chef Christian Kern zu ersetzen, Vorarlberg hätte am liebsten einen neuen Kandidaten, der mit einem dezidierten Linkskurs in eine Neuwahl zieht. Kärnten scheint noch unschlüssig, bei den anderen Ländern zeichnete sich zuletzt eine leichte Tendenz für einen Verbleib des Parteichefs ab, auch wenn sich manche Wiener Repräsentanten Medien-Manager Gerhard Zeiler an der Spitze wünschen. Entschieden wird wohl erst übers Wochenende.

Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil hofft in der Vorstandssitzung seiner Partei am Montag auf "klare Worte". Er erwarte sich, dass die in den Medien der vergangenen Tage kommunizierten Meinungen auch im Vorstand deutlich ausgesprochen werden. Anschließend könnten Entscheidungen getroffen werden, sagte Doskozil am Freitag in Bregenz auf Journalisten-Anfrage.

Über die Medien zu diskutieren sei nicht fair, "diese Art des Meinungsaustauschs und der Konfliktführung gefällt mir nicht", kritisierte der Verteidigungsminister Parteikollegen, ohne konkret zu werden. Konsequenterweise gab Doskozil zur Vorstandssitzung am Montag keinen Kommentar ab: "Ich bin nicht angetreten, um irgendjemandem irgendetwas auszurichten oder um Öl ins Feuer zu gießen".

Gewerkschafter gegen Faymann

Niederösterreichs SPÖ-Landesparteichef Matthias Stadler hat sich am Freitag klar hinter den Bundesparteivorsitzenden Werner Faymann gestellt. Im Ö1-"Mittagsjournal" wandte er sich auch vehement gegen eine Vorverlegung des für November angesetzten Parteitags. Dieser müsse ordentlich vorbereitet sein.

Keine klare Unterstützung für den Kanzler kommt bisher von den sozialdemokratischen Gewerkschaftern. Deren Vorsitzender Wolfgang Katzian meinte im "Standard", die Debatte in der SPÖ sei allumfassend: "Sie schließt personelle Fragen ein." Sich künftig die Option Rot-Blau offen zu lassen, lehnte der in der Wiener Partei verankerte Katzian im Gegensatz zum Großteil der anderen Spitzengewerkschaftern ab.