Allzu aufregend hat er nicht begonnen, der 55. Hypo-Untersuchungsausschusstag im Lokal VI des Parlaments. Die Eingangsstatements der Abgeordneten fielen vergleichsweise zaghaft aus, auch das Medieninteresse war geringer als sonst. Geladen war Othmar Ederer, Chef der "Grazer Wechselseitigen" (GraWe) und Ex-Hypo-Aufsichstrat. Von 1994 bis 2009 - das Jahr, in dem die Hypo verstaatlicht wurde - war Ederer im Aufsichtsrat der Skandalbank, davon ab dem Jahr 2000 stellvertretender Vorsitzender des Gremiums.

Falscher Partner

Die Befragung drehte sich jedoch weniger um sein Engagement als Hypo-Aufsichtsrat, sondern eher um seine Rolle als Vertreter der damaligen Hypo-Miteigentümerin, der GraWe. Diese wurde, wie der U-Ausschuss bereits zutage gebracht hat, von der BayernLB im November 2009 gebeten, sich doch bei einer Kapitalerhöhung zu beteiligen - damit wäre die Verstaatlichung der Bank zu verhindern gewesen, heißt es. Die GraWe lehnte (wie der zweite Minderheitseigentümer, das Land Kärnten) jedoch ab, die Bayern wollten nicht alleine zahlen und hängten die Pleitebank der Republik Österreich um. Wenngleich man, rechtfertigte Ederer das Nein der GraWe, 2007 noch bei einer Kapitalerhöhung dabei war, bestand ab 2008 kein Interesse mehr, die Hypo zu finanzieren. Der Grund: Falsche Bilanzzahlen und das generelle Risiko am Bankensektor. Dazu kam der risikoreiche Kurs der Bayern, die man anfangs noch für einen soliden Eigentümer gehalten habe. Nachdem herauskam, dass auch die BayernLB ins Straucheln gekommen ist, habe man entschieden, kein Geld mehr zu investieren. Letztendlich, sagte Ederer, seien die Bayern wohl doch "der falsche Partner gewesen".

Ebenfalls verteidigt hat Ederer die Tatsache, dass die GraWe als 20,5-prozentige Miteigentümerin bei der Verstaatlichung der Bank vergleichsweise billig - für die Abgeordneten "zu billig" - davongekommen ist. Sein Unternehmen hatte lediglich 30 Millionen Euro beizusteuern - verhältnismäßig hatten Bayern und das Land Kärnten pro Anteil viel mehr zu zahlen. Ederer dazu: "Wir hatten keine Haftungen wie Kärnten und auch nicht das Risiko, das die Bayern hatten". Aktienrechtlich wäre man zu gar keiner Zahlung verpflichtet gewesen. Durch die Beteiligung an der Bank Burgenland, die der GraWe gehört und bei einer Hypo-Pleite mitzahlen hätte müssen -  lag das Risiko der GraWe bei etwa 30 Millionen, das hat man schlussendlich auch beigesteuert. Die Republik wollte am Beginn der Verhandlungen im Zuge der Verstaatlichung 200 Millionen Euro haben.

Chefbuchhalter kommt danach

Zudem bezeichnete Ederer die Verstaatlichung der Skandalbank 2009 als "völlig richtig". Ob die nachträgliche Abwicklung optimal gelaufen ist, wollte er jedoch nicht beurteilen. Als zweite Zeuge des heutigen Tages ist Stephan Holzer, ehemaliger Leiter des Rechnungswesens im Kärntner Hypo-Konzern, geladen.