Die mutmaßlichen Mitglieder der am Donnerstag in Deutschland aufgeflogenen islamistischen Terrorzelle haben nach Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft einen Anschlag in der deutschen Hauptstadt geplant.

"Es geht um mögliche Anschlagsplanungen für Deutschland - konkret für Berlin", sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Martin Steltner, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Zu einem Bericht der "Bild"-Zeitung, es sei offenbar ein Anschlag am Alexanderplatz im Zentrum der Hauptstadt geplant gewesen, wollte sich Steltner nicht äußern.

Vier Verdächtige

Der Anlass der großangelegten Razzien sei der dringende Verdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat in Deutschland gewesen. Verdächtig seien vier Männer im Alter zwischen 26 und 49 Jahren, darunter ein 35-jährige Algerier, der als Hauptverdächtiger eingestuft wird.

Dieser war am Morgen in einem Flüchtlingsheim im westdeutschen Attendorn (Nordrhein-Westfalen) festgenommen worden. Ein zweiter Algerier im Alter von 49 Jahren wurde im Zuge der Razzia in Berlin gefasst. Laut Polizei hatte gegen ihn ein Haftbefehl wegen Urkundenfälschung aus einem anderen Verfahren vorgelegen.

Die beiden anderen Verdächtigen seien angetroffen, aber nicht festgenommen worden, sagte Sprecher Redlich. Das Berliner LKA schlug konzertiert zu.

Auch in Hannover (Niedersachsen) war die Polizei im Einsatz. Der dort gesuchte IS-Terrorverdächtige hatte nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen Verbindungen zur belgischen Islamisten-Szene.

Der 26-Jährige sei vor wenigen Wochen mindestens einmal in die Brüsseler Gemeinde Molenbeek gereist, hieß es. Dort hatte auch der getötete mutmaßliche Drahtzieher der islamistischen Anschläge in Paris vom 13. November, Abdelhamid Abaaoud, gelebt. Molenbeek gilt als Islamistenhochburg.

Vor dem Karneval

Keine unmittelbare Anschlagsgefahr sieht das Bundeskriminalamt (BKA) hingegen für die Karnevalszeit. Es lägen derzeit "keine Erkenntnisse über ein direkt bevorstehendes Ereignis" vor, hieß es am Donnerstag bei der Wiesbadener Bundesbehörde. Als Entwarnung wollte das BKA diesen Umstand aber keinesfalls verstanden wissen: Die Gefährdungslage in Deutschland sei unabhängig vom Karnevalsgeschehen "unverändert hoch", was die Gefahr von Anschlägen angehe.

Das LKA schlug in einer konzertierten Aktion zu
Das LKA schlug in einer konzertierten Aktion zu © APA/dpa/Uwe Dillenberg

"Islamistisch-terroristisches Spektrum"

Die Sicherheitsbehörden haben im Jänner 446 Personen aus der Islamisten-Szene in Deutschland als sogenannte Gefährder eingestuft. Ihnen trauen Polizei und Geheimdienste zu, dass sie einen Terrorakt begehen könnten. Die Zahl ist so hoch wie nie zuvor. Zum Teil sind auch Rückkehrer aus Kampfgebieten in Syrien und im Irak darunter.

Mehr als 780 deutsche Islamisten sind bisher dorthin ausgereist - ein Drittel von ihnen ist inzwischen wieder in Deutschland. Etwa 1.000 Menschen ordnen die Sicherheitsbehörden dem "islamistisch-terroristischen" Spektrum zu. Dazu gehören auch Unterstützer und Kontaktleute von "Gefährdern".