Generalsekretär Herbert Kickl erklärte am Montag nach einem Gespräch mit Winter, diese habe bis 19 Uhr die Gelegenheit, selbst ihren Austritt aus der Partei und die Zurücklegung ihres Nationalratsmandates bekannt zu geben. Andernfalls werde sie aus der Partei ausgeschlossen.

In dem Gespräch der Parteispitze mit Winter am Montagnachmittag sei ihre Urheberschaft und Verantwortlichkeit für das inkriminierte Posting auf ihrer Facebook-Seite von allen Seiten als Faktum festgestellt worden, erklärte Kickl. Aus Sicht der Freiheitlichen Partei sei damit "eine rote Linie überschritten" worden.

Am Wochenende war ein antisemitischer Eintrag eines Besuchers von Winters Facebook-Seite bekannt geworden: Unter einem von der Abgeordneten selbst geteilten "spiegel.de"-Artikel, in dem der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban die Finanzindustrie für die Flüchtlinge verantwortlich macht, schrieb der User u.a. von "Zionistischen Geld - Juden Weltweit", die für Europa ein "Problem" seien. Daraufhin antwortete Winter: ".....schön, dass Sie mir die Worte aus dem Mund nehmen ;-). Vieles darf ich nicht schreiben, daher freue ich mich um so mehr über mutige, unabhängige Menschen!"

Zwar versuchte Winter zunächst, ihren Eintrag zu relativieren und meinte, dieser beziehe sich auf die Position Orbans. Die Parteiführung schenkte dieser Argumentation aber offenbar keinen Glauben: "In der FPÖ ist kein Platz für Antisemitismus", betonte Kickl. "Das Verhalten der Abgeordneten Winter steht allen diesbezüglichen öffentlichen Erklärungen und Stellungnahmen von Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache und der Parteispitze diametral entgegen."

Mit diesem Verhalten habe sich Winter selbst außerhalb der freiheitlichen Gemeinschaft gestellt und sich de facto selbst aus der Freiheitlichen Partei ausgeschlossen. Die getroffene Entscheidung sei mit Strache und allen Landesparteiobleuten einstimmig getroffen worden, so Kickl.

Winter wird der Aufforderung zum Parteiaustritt vermutlich Folge leisten, hatte sie zuvor doch angekündigt, dass sie die Entscheidung der Parteispitze akzeptieren werde. Auch Kickl erklärte, Winter sei bei dem Gespräch über die Vorgangsweise in Kenntnis gesetzt worden und habe sich damit einverstanden gezeigt.

Die FPÖ sieht sich derzeit auch mit Vorwürfen der Hetze und des Rassismus gegen den Mandatar Christian Höbart konfrontiert. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid forderte am Montag auch seinen Rücktritt. Höbart hatte auf seiner Facebook-Seite Flüchtlinge verhöhnt, die mit dem Boot nach Europa übersetzen. "Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön...", hatte der FPÖ-Abgeordnete gepostet. "Angesichts von mehreren tausend Toten, die auf der Flucht ertrunken sind, ist es zynisch und menschenverachtend, ein Kinderlied zu zitieren, in dem sinngemäß von einer lustigen Seefahrt die Rede ist", sagte Schmid am Montag in einer Aussendung.

Höbart selbst zeigte am Montagabend Verständnis für die Kritik an seinem als hetzerisch und rassistisch kritisierten Facebook-Posting. In einer Aussendung rechtfertigte er sein Posting folgendermaßen: "Das Video zeigt junge, gut gekleidete, arabische Männer in einem Boot, die inklusive Kamera und Selfies übermütig lachen, johlen und scherzen, was das Zeug hält. Diese Form der Selbstdarstellung im krassen Gegensatz zur lebensgefährlichen Flüchtlingsrealität auf überfüllten Schlepperbooten hat mich zu meinem ironischen Kommentar veranlasst. Ich erkenne aber an, dass Ironie/Satire in diesem Fall nicht das geeignete Mittel zur Darstellung dieser Diskrepanz war, da sie auch missverstanden werden kann. Das Posting wurde daher auch gelöscht."