Der ehemalige Hypo-Chef und -Investor Tilo Berlin sieht sich in der Skandal-Causa als Opfer und ist sich keiner Mitschuld bewusst. Weder mit seiner Investorengruppe noch als Vorstand der Hypo Alpe Adria (Juni 2007 - April 2009) habe er sich etwas zuschulden kommen lassen, sagte Berlin am Mittwoch vor dem Hypo-U-Ausschuss.

Gleich in seiner Erstbefragung hat der frühere Hypo-Investor und -Chef Tilo Berlin festgehalten, dass er alles, was er zu Protokoll gebe, unter den "Erinnerungsvorbehalt" stelle - dies mit Blick auf frühere U-Ausschuss-Aussagen und wohl auch Vernehmungsprotokolle. Er habe von der Hypo-"Bad-Bank" Heta auch "viele Klagen am Hals". "Freunde sind das leider nicht zur Zeit", so Berlin Richtung Heta. 

Von Verfahrensrichter Walter Pilgermair zu den Kontakten zur Aufsicht befragt, die Tilo Berlin nach seinem Einstieg mit seiner Berlin & Co S.a.r.l. und seiner Tätigkeit als Hypo-Chef hatte, meinte Berlin, dass man sich einmal vorgestellt habe, nach dem Anteilserwerb. Einmal sei er in recht rauem Ton von FMA-Vorstand Heinrich Traumüller am Telefon wegen "unserer Investorenliste" angerufen worden, weil sich in der Liste einige Veränderungen ergeben hätten.

Nach dem Einstieg der BayernLB, eingefädelt von Berlin & Co, sei Berlin mit BayernLB-Chef Schmidt unverzüglich zu FMA und Nationalbank um sich vorzustellen. Der Einstieg der Bayern sei jedenfalls positiv aufgenommen worden, sagte Berlin heute. "Nicht mitgegeben wurden die zahlreichen Bedenken, die im Ausschuss hier genannt wurden - etwa von dem Sportflugzeug im Nebel", sagte Berlin. Angesprochen auf kritische Aufsichtsberichte zur Hypo Alpe Adria meinte Berlin, dass es bei jeder Bank kritische Berichte gebe.

Nur einzelne Kontakte mit Haider

Mit dem früheren Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider habe er nur einzelne Kontakte gehabt, die mit seiner Arbeit als Banker und später als Vermögensberater zu tun gehabt hätten. Er sei ja nur "Gast" gewesen in Österreich, so Berlin.

Der Kaufpreis der Bayern Mitte 2007 sei einer gewesen, den die Berlin & Co gerade noch als attraktiv gewertet habe. Die Münchner bezahlten für 50 Prozent und eine Aktie an der Kärntner Hypo-Bank 1,625 Mrd. Euro. Berlin bewertete die ganze Hypo mit 3,5 bis 4 Mrd. Euro. Auch innerhalb der Berlin & Co hätten unterschiedliche Meinungen zum Verkauf geherrscht. Jener Mehrbetrag, den Bayern im Vergleich zu Berlin beim Einstieg bezahlte, sei eine Mehrprämie für den Erwerb der Mehrheit an der Hypo gewesen. Mit dem mehrheitlichen Einstieg sei auch klar gewesen, dass die Bayern die wirtschaftliche Führung in der Hypo übernehmen, so Berlin.

Malte Berlin als Vertrauensperson akzeptiert

Der Hypo-Untersuchungsausschuss hat vorerst Malte Berlin als Vertrauensperson von Ex-Hypo-Investor und -Chef Tilo Berlin akzeptiert. Einige Fraktionen hatten Bedenken, weil Malte Berlin selbst involviert sei. Nach einer halbstündigen Diskussion startete aber dann Mittwochnachmittag die Befragung der Auskunftsperson. Für Unmut unter Medien sorgte, dass Berlin keine Bildaufnahmen zuließ.

"Danke, es gibt schon genug Fotos von mir, glaub ich", bekräftigte Tilo Berlin gegenüber der Ausschussvorsitzenden Doris Bures (SPÖ), dass er keinen Kameraschwenk im Ausschusslokal erlaubt. Tilo Berlin gehört zu den Schlüsselfiguren in der Causa Hypo, die den Steuerzahler mittlerweile Milliarden kostet.

Opposition beobachtet Entwicklung genau

Trotz Debatten im Vorfeld darf zunächst auch sein Bruder Malte Berlin als Vertrauensperson bleiben. In dieser Frage besteht ein gewisses Dilemma: Denn lehnt der Ausschuss die Vertrauensperson ab, hat der Zeuge das Recht, abzubrechen und heimzugehen. Dementsprechend betonten der Grüne Frontmann Werner Kogler, FPÖ-Fraktionsführer Elmar Podgorschek und Rainer Hable von den NEOS, keinen Antrag zu stellen, weil man der Befragung nicht im Weg stehen wolle. Man werde aber die Entwicklung genau beobachten. Ein Ausschluss kann nämlich jederzeit noch während der Befragung beschlossen werden, SPÖ und ÖVP müssten freilich für die notwendige Mehrheit sorgen.

Berlin selbst wunderte sich lediglich, dass seine Einladung über das Büro seines Bruders abgewickelt worden sei und es damals keine Diskussion gegeben habe. Er habe erst beim Reingehen den Medien entnommen, dass sein Bruder als Vertrauensperson nicht willkommen sei. "Soweit so gut - ich glaub wir fangen einfach an mit der Sache."