Ein Asylbewerberheim und mehrere Plätze im Jüdischen Viertel in Hohenems sind in der Nacht auf Sonntag mit Nazi-Symbolen und -Parolen beschmiert worden. Die Hakenkreuze und der Aufruf "Asylflut stoppen" wurden mit demselben roten Stift angebracht, möglicherweise von den selben Tätern, vermutete Bürgermeister Richard Amann (ÖVP) am Montag. Der Verfassungsschutz ermittelt.

Neben der Flüchtlingsunterkunft haben die unbekannten Täter ein Gebäude in der Bahnhofsstraße sowie nahezu alle Stolpersteine im Jüdischen Viertel sowie die Eingangstür des Jüdischen Museums mit ihren nationalsozialistischen Parolen verunstaltet, erfuhr die APA aus sicherer Quelle. Das dürfte allerdings nicht der Beginn der rechtsextremen Aktionen gewesen sein. Bereits vor vier Wochen erhielt der Hohenemser Bürgermeister einen anonymen Brief mit "eindeutig nationalsozialistischem Gedankengut". "Der Brief hat auch mit dem Hitlergruß geendet", bestätigte Amann gegenüber der APA. Anzeige habe er nicht erstattet, den handgeschriebenen Brief aber der Polizei übergeben.

Ebenfalls vor viereinhalb Wochen haben unbekannte Täter die Fensterscheiben des Kulturzentrums eingeschlagen, bestätigte Vizebürgermeister Bernhard Amann (Emsige & Grüne) einen entsprechenden Bericht der Online-Ausgabe von "Der Standard". Amann bringt diese gehäuften Attacken mit der möglichen Wiederholung der Bürgermeister-Stichwahl in Hohenems in Verbindung. "Hohenems ist seit der Wahl gespalten", betonte Amann. Dies werde für ihn vor allem in den Sprechstunden als Vizebürgermeister deutlich. Immer wieder kämen verzweifelte Eltern, die wegen ihrer politisch rechts-orientierten Jugendlichen "nicht mehr aus noch ein" wüssten.

Bei der Gemeindevertretungswahl im März überholte die FPÖ die ÖVP (31,6 Prozent) und erreichte 42,3 Prozent der Stimmen. Das Wählerbündnis "Emsige & Grüne" erzielte 17,6 Prozent, die SPÖ 4,2 Prozent. In der Bürgermeister-Stichwahl besiegte der amtierende Bürgermeister seinen freiheitlichen Konkurrenten Dieter Egger mit einem Vorsprung von nur 121 Stimmen. Die Wahl wurde wegen Unregelmäßigkeiten bei der Zustellung von Wahlkarten angefochten, der Verfassungsgerichtshof (VfGH) entscheidet noch in der Herbstsession über eine etwaige Neuwahl.

Bei der Polizei sind bis Montagmittag nur die Schmierereien an der Asylwerber-Unterkunft und dem Gebäude in der Bahnhofstraße angezeigt worden, teilte ein Sprecher der APA mit. In diesen Fällen ermittle der Verfassungsschutz.