"Weil die Plätze fehlen", sagte Gerry Foitik vom Roten Kreuz. Der Bundesrettungskommandant sprach von einem "klassischen Staatsversagen". Und täglich würden etwa 300 bis 400 Asylanträge dazukommen.

In der Stadt Salzburg blieb die Lage in Sachen Flüchtlingsstrom an den Hotspots auch am Freitag angespannt. Am Vormittag befanden sich rund 1.500 Menschen in den Notquartieren. Ein Sonderzug war um 11.00 Uhr bereits Richtung Deutschland unterwegs, ein weiterer angekündigter Zug war aber noch nicht bestätigt, informierte die Stadt Salzburg in einer Aussendung.

Rund 800 Flüchtlinge hielten sich am Vormittag am Bahnhof auf, weitere 550 in der alten Autobahnmeisterei in Liefering und etwa 160 am Grenzgelände an der Saalachbrücke nach Freilassing. Am Donnerstag wurde nur ein Sonderzug untertags von den Deutschen übernommen. Ein weiterer am Abend dagegen gestrichen. Dafür konnten in der Nacht rund 400 Flüchtlinge zu Fuß die Grenze bei der Saalachbrücke passieren.

Am Freitag trafen immer wieder kleinere Gruppen von Flüchtlingen per Bahn am Hauptbahnhof ein. Ob auch ein Flüchtlingszug mit 400 Personen an Bord aus dem Süden kommt, war noch fraglich.

Am burgenländischen Grenzübergang Nickelsdorf kamen am Freitag laut Landespolizeidirektion Burgenland von Mitternacht bis 7.00 Uhr rund 1.400 Flüchtlinge an. In Heiligenkreuz kamen 43 Menschen über die Grenze. Am Donnerstag waren insgesamt 4.500 Flüchtlinge in Nickelsdorf und 54 in Heiligenkreuz angekommen.

Ein privater Pkw-Konvoi soll am Sonntag ab 12.00 Uhr mehr als 100 Menschen vom Wiener Westbahnhof an die deutsche Grenze bringen. Das kündigte eine Sprecherin der Initiative am Freitag an. Zu welchem Übergang gefahren wird, legt die Gruppe erst bei der Abfahrt fest. Man wolle den Flüchtlingen "ein Stück ihrer Reise persönlicher und angenehmer gestalten", hieß es.

Die Polizeigewerkschaft hat sich indessen gegen einen "Gewalteinsatz an der Grenze"ausgesprochen, wie sie ihn aufgrund von Aussagen von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) befürchtet. "Die Politik hat den Karren in den Dreck gefahren, nun sollen die Polizistinnen und Polizisten ihren Kopf hinhalten", kritisierte Gewerkschaftschef Hermann Greylinger (FSG) am Freitag in einer Aussendung.

"Die Polizistinnen und Polizisten gehen derzeit physisch und vor allem psychisch an ihre Grenzen, müssen sich kurzfristig örtlich verändern, lassen unvorbereitet Familien zurück", schilderte Greylinger. In dieser Situation auch noch Öl ins Feuer zu gießen, sei unverantwortlich. Gegen politisches Versagen helfe keine Gewalt, "für dieses Versagen lassen sich die Polizistinnen und Polizisten nicht missbrauchen", so der oberste Personalvertreter. Die Innenministerin sei gut beraten, auf politischer Ebene Lösungen zu finden.