Nach der Wahl in Oberösterreich richten sich die Blicke nun endgültig auf Wien. Wohl nicht sehr gewagt ist die Prognose, dass sich das Match Rot gegen Blau noch weiter zuspitzen wird. Und auch, dass die FPÖ - vielleicht sogar stark - zulegen wird, gilt als fix. Die SPÖ will ihre Kampagne deswegen aber nicht mehr umkrempeln, wie dort betont wird.

Häupl "gut positioniert"

Für die Wien-Wahl bedeutet der "Riesenerfolg" der FPÖ in Oberösterreich eine "Portion Rückenwind", dies sei aber absehbar gewesen, meinte Meinungsforscher Hajek. Die Ausgangslage in der Bundeshauptstadt sei jedoch grundsätzlich eine andere, denn Bürgermeister und SPÖ-Landesparteichef Michael Häupl sei hier deutlicher positioniert als etwa die SPÖ in Oberösterreich. Auch herrsche in diesem Wahlkampf stärker der "Duell-Charakter" vor. Bis auf den Rückenwind für die FPÖ sieht Hajek aber eine von Oberösterreich unabhängige Wahl in Wien. Auch Politikberater Thomas Hofer sieht Häupl "geschickt für alle Anti-Strache-Wähler positioniert": "Das kann er mit einem geschickten Wahlkampf für sich nutzen."

Tatsächlich steht das Duell schon seit Wochen im Mittelpunkt der roten Kampagne. Bereits im Frühsommer präsentierte die SPÖ ein "Blaubuch", das als Argumentationshilfe gegen die SPÖ dienen soll. Und auch im laufenden Intensivwahlkampf präsentierte sich Landesparteichef und Bürgermeister Michael Häupl als wandelndes Gegenmodell zur FPÖ.

"Leadership gezeigt"

Wozu es vor allem einen Anlass gab: die Flüchtlingskrise. "Bürgermeister Michael Häupl hat hier von Anfang an klar Stellung bezogen und Leadership gezeigt", betonte ein Parteisprecher am Montag. Die Wiener Roten sehen jedenfalls keinen Anlass, zwei Wochen vor der Wahl am 11. Oktober noch groß nachzujustieren. Auch, weil man von dem Ergebnis am Wochenende nicht wirklich überrascht wurde, wie unumwunden zugegeben wird: "Es wäre naiv anzunehmen, dass wir uns auf Oberösterreich nicht vorbereitet hätten."

Die große Frage, die sich nun naturgemäß stellt, ist jene: Wird der gestrige FPÖ-Triumph der SPÖ in Wien bei der Mobilisierung helfen? Das darf durchaus bezweifelt werden. Selbst in der SPÖ verwies man unmittelbar nach der OÖ-Wahl darauf, dass die blauen Zugewinne bereits in Umfragen zuvor prophezeit worden seien. Einen gegenteiligen Mobilisierungseffekt habe es dadurch aber nicht gegeben.

FPÖ bleibt bei ihrer Linie

Die FPÖ hat ebenfalls kein sehr großes Bedürfnis, ihre Botschaften neu zu überdenken - auch weil die letzte Plakatwelle schon gedruckt ist, wie es dort hieß. Möglicherweise werde man in Inseraten auf das Ergebnis in Oberösterreich reagieren, erklärte Landesparteisekretär Toni Mahdalik auf APA-Anfrage. Nötig sei eine Änderung der Kampagne jedoch nicht: "Das Rad werden wir nicht neu erfinden."

Die jüngste Umfrage sieht nahezu ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Wiener Großarteien: Laut "Kronen Zeitung" kommt die SPÖ in einer von Unique Research durchgeführten Erhebung auf 38, die FPÖ bereits auf 34 Prozent. Es wird jedoch nicht ausgeschlossen, dass sich die Verhältnisse im Finale noch umdrehen - und die FPÖ letztendlich sogar vor den Sozialdemokraten liegen könnte. Ein solches Szenario haben auch andere, kürzlich veröffentlichte Prognosen, die den rot-blauen Abstand noch geringer sahen, skizziert.