Um 18.50 Uhr starteten am Grenzübergang im steirisch-slowenischen Spielfeld die Einreisekontrollen, um ankommende Flüchtlinge in geordnete Bahnen zu lenken. Zeitgleich begannen Beamte auch in Bad Radkersburg und in Mureck Pässe und Ladungen zu überprüfen. Mit einem großen Andrang an Migranten sei vorerst nicht zu rechnen, in Slowenien gebe es noch keine Anzeichen dafür, hieß es Mittwochabend.

Die von Slowenien kommenden Fahrzeuge wurden bei Wiedereinführung der Grenzkontrollen auf eine Spur zusammengeleitet, ein Stau baute sich daher rasch auf. Je nach Verkehrsaufkommen sollen die Lenker aber auch auf mehrere Spuren aufgeteilt werden, erklärte Polizeisprecher Joachim Huber. Jedes Fahrzeug wird einer Sichtkontrolle unterzogen. Gibt es verdächtige Anhaltspunkte, wird eine Intensivkontrolle durchgeführt. Dabei werden vor allem Lkw, Transporter und Busse ins Auge gefasst.

Die Beamten an der Grenze können laut Polizei je nach Verkehrsandrang aufgestockt werden. Auch auf der Bundesstraße wurden die Lenker kontrolliert. Bei diesem sogenannten alten Grenzübergang wurde auch eine Sammelstelle für Flüchtlinge eingerichtet, die möglicherweise bei den Kontrollen in Fahrzeugen gefunden werden. Von dort werden sie mit Bussen auf umliegende Notquartiere aufgeteilt, schilderte Huber das geplante Prozedere.

Laut dem stellvertretenden Landespolizeidirektor Manfred Komericky sollen neben Spielfeld, Radkersburg und Mureck auch bei weiteren steirischen Grenzübergängen die Kontrollen sukzessive hochgefahren werden.

Die Grenzkontrollen an der Kärntner Grenze zu Slowenien haben am Mittwochabend wie angekündigt am Loibltunnel und am Karwankentunnel begonnen. Die Exekutive wird dabei von Polizisten aus anderen Bundesländern unterstützt, außerdem habe man einen Assistenzeinsatz des Bundesheeres angefordert, sagte Polizeisprecher Rainer Dionisio im Gespräch mit der APA.

Auch Kontrollen in Zügen würden vorbereitet. Dazu müssen aber noch rechtliche Details geklärt werden, da die Kärntner Polizisten mit den Kontrollen ja schon in Slowenien beginnen müssten. Bei den Kontrollen gelte vor allem eines, wie Dionisio versicherte: "Zurückgeschickt wird niemand. Wir wollen die erwarteten Flüchtlinge geordnet empfangen und den entsprechenden Stellen zuweisen."

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) bezeichnete am Abend in einer Aussendung die Grenzkontrollen in Kärnten als eine "leider notwendige Not- und Sicherheitsmaßnahme". Das Hauptaugenmerk müsse darauf liegen, die Flüchtlinge in ruhige Bahnen zu lenken und zu kontrollieren. "Es geht nicht um ein Abschotten sondern um Ordnung, Kontrolle, Schutz und Sicherheit", so Kaiser, der auch kritische Worte für andere EU-Länder übrig hatte: "Jene Länder, die die Solidarität anderer Länder gerne und als selbstverständlich in Anspruch nehmen, werden durch ihre sture Weigerung, sich an einer fairen Verteilung der Kriegsflüchtlinge zu beteiligen zu Totengräbern der EU." Sie sollten dafür, wenn schon nicht im Sinne der Humanität, dann jedenfalls finanziell zur Verantwortung gezogen werden.

540 Flüchtlinge aus Nickelsdorf, unter ihnen auch 50 Kinder, kamen unterdessen am Mittwochabend kurz nach 20 Uhr am Hauptbahnhof in Klagenfurt an. Sie wurden in das Notquartier im Süden von Klagenfurt gebracht, das bereits am Dienstag errichtet worden ist. In Empfang genommen wurden die Flüchtlinge von 45 Helfern des Roten Kreuzes, die Verpflegung übernahm das Bundesheer.

Neben den vielen, großteils freiwilligen, Helfern am Bahnhof wurden die Flüchtlinge auch von etwa 80 Personen mit Applaus und Jubel begrüßt. Nach der Ankunft am Südring übernahmen Soldaten des Militärkommandos Kärnten die Verpflegung: Die Zubereitung von Essen in der Windisch-Kaserne in Klagenfurt, den Transport und die Ausgabe. "Bei Bedarf können bis zu 2.000 Portionen zusätzlich zum täglichen Verpflegsbedarf auf Abruf gekocht werden", hieß es in einer Aussendung des Bundesheeres. Insgesamt stünden für eine rasche Unterstützung 40 Soldaten bereit.

Rund 300 Berufs- und Zeitsoldaten werden alarmiert und ab Donnerstag einsatzbereit sein, teilte das Verteidigungsministerium in einer Aussendung mit. Der genaue Zeitpunkt und der exakte Einsatzraum werden durch das Innenministerium noch festgelegt.

Zudem wird seitens der Luftstreitkräfte heute Abend zur Überwachung der Grenze ein Hubschrauber-Luftaufklärungsflug im Raum Nickelsdorf, Kittsee und Pamhagen durchgeführt. Insgesamt werden drei Hubschrauber sowie ein Flächenflugzeug für Transport- und Überwachungsaufgaben im Rahmen des Assistenzeinsatzes bereitgehalten. Einer der Hubschrauber ist mit einer Wärmekamera ausgestattet. Derzeit sind bereits 640 Soldaten im Einsatz.

Der Flüchtlingsstrom von Salzburg nach Bayern ist Mittwochnachmittag unvermindert weitergegangen. Entlang der Bundesstraße, die vom Bahnhofsbereich bis zur Grenze nach Freilassing führt, waren teils Einzelpersonen, teils aber Hundertschaften an Flüchtlingen zu Fuß unterwegs, wie sich bei einem APA-Lokalaugenschein zeigte. Die Notreisenden wurden blockweise von den deutschen Behörden übernommen.

"Bisher wurden zwei Mal je 700 Personen geordnet übernommen", schilderte Rainer Scharf, Pressesprecher der deutschen Bundespolizei in Rosenheim, gegenüber der APA. Die Menschen warten zunächst direkt vor dem Grenzübergang Saalbrücke und werden dann von der Polizei ins Land gelassen. Sie würden zunächst zu Sammelpunkten gebracht, dort registriert und versorgt. Außerdem werde ein medizinisches Screening durchgeführt, ehe sie mit Zügen und Bussen zu den bundesweiten Sammelzentren weitergebracht werden, sagte Scharf. Die ersten 700 seien schon weiterbefördert worden, und zwar rund 400 nach Rosenheim und 300 in eine Sammelhalle. Dem Eindruck, dass Deutschland die Grenzen dicht gemacht hätte, weil die Flüchtlinge noch vor dem Grenzfluss Saalach warteten, widersprach Scharf entschieden: "Die Grenzen sind definitiv nicht dicht."

Entlang der Fußrouten in der Stadt Salzburg war beim Lokalaugenschein gegen 18.00 Uhr die nicht sichtbare Präsenz der heimischen Polizei auffallend. Vom Grenzübergang bis zum Knoten Salzburg Mitte - hier befindet sich das Notquartier im ehemaligen Asfinag-Gebäude - war kein einziger Uniformierter zu sehen. Das ist eine Strecke von mehr als zwei Kilometern. So marschierten die Flüchtlinge über den mehrspurig geführten Kreisverkehr bei der Autobahnauffahrt, der keinen für Fußgänger abgetrennten Bereich hat, außerdem wurden zwei Flüchtlinge beobachtet, die gerade auf der Auffahrt zur Fahrbahn Richtung München (in den Umweltschutztunnel Liefering) unterwegs waren. Auch auf der Bundesstraße überquerten immer wieder Menschen die stark befahrene Fahrbahn, was aber wegen des äußerst zähflüssigen Verkehrs zu dieser Zeit nicht so gefährlich wirkte.