Sie habe ihr "Outing" lange "mit reiflicher Überlegung vorbereitet", betonte Stenzel bei der Pressekonferenz Dienstagvormittag in Wien. Ihr Wechsel zu den Freiheitlichen geschehe nicht aus "persönlichem Ressentiment", sondern aus politischen Überlegungen. Sie werde ihre Unabhängigkeit auch jetzt wahren, meinte die City-Chefin: "Menschen ändern sich nicht."

Mit Kritik an der ÖVP, die Stenzel nicht mehr nominiert hatte, sparte die Bezirksvorsteherin dennoch nicht: "Im Schlepptau der SPÖ hat die Wiener ÖVP ihr Profil verloren." Sie sehe die ÖVP daher derzeit nicht in der Lage, die rote Dominanz in Wien zu brechen: "Die FPÖ hat in gewisser Weise bereits jetzt die Volkspartei mit einer starken sozialen Kompetenz abgelöst", so die City-Chefin.

Signal

Warum sie nicht mit einer eigenen, unabhängigen Liste kandidiere, begründete Stenzel folgendermaßen: "Ich habe die Erfolg versprechendste Variante vorgezogen." Zudem wolle sie über die Bezirksgrenzen hinaus politisch denken. Ihre Kandidatur auf der Landesliste und in den Regionalwahlkreisen solle das Signal gegen die Ausgrenzung der FPÖ noch verstärken.

Denn gerade in Umbruchszeiten wie diesen brauche es neue Ansätze, lobte Stenzel die Asylpolitik der FPÖ. "Die FPÖ hat, gerade was die Asylproblematik betrifft, einfach Realitätssinn bewiesen." Denn alle bisherigen Ansätze in der Asylpolitik seien gescheitert. Zu ihrem Verständnis als "glühende Europäerin" stehe die Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen jedenfalls in keinem Widerspruch: "Das geht sich tadellos aus." Sie befinde sich damit zudem in guter Gesellschaft: Von Fred Sinowatz bis Hans Niessl, zählte sie Politiker auf, die mit der FPÖ kooperiert hatten.

Strache lobte die Bezirksvorsteherin als "prononcierte Konservative und progressive Politikerin" sowie als "mehrfachen Gewinn": Sie sei ein klares und deutliches Signal gegen Ausgrenzung sowie eine bürgerliche, wertkonservative und liberale Ansage. "Frau Stenzel hat jetzt die Chance, in der Innenstadt wie eine Löwin gegen rot-grüne Politik zu kämpfen", erklärte Strache. Sie sei eine "Ergänzung zur bürgerlichen Revolution im friedlichen Sinn, die wir vorhaben", meinte der FPÖ-Spitzenkandidat, der diesmal den Oktoberaufstand 1848 als Plakatreferenz bemühte.

"Ich war sehr passiv", meinte Stenzel auf die Frage, wer auf wen zugekommen sei. Strache präzisierte: Man habe schon in den vergangenen Jahren gut zusammengearbeitet und sich immer wieder im Vestibül getroffen und inhaltlich ausgetauscht, erzählte Strache. Es sei daher logisch gewesen, dass er der Bezirksvorsteherin nach der fehlenden Nominierung durch die ÖVP ein Angebot gemacht habe. Nach vielen Gesprächen im Hotel Sacher sei man sich dann einig geworden, gestern Abend habe der Parteivorstand die Liste für die Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen dann offiziell bestätigt.