Zum 25. Todestag von Bruno Kreisky ist ein bisher unveröffentlichtes Gesprächsprotokoll aus dem ungarischen Nationalarchiv aufgetaucht, über das das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner Montag-Ausgabe berichtet. Kreisky soll sich demnach beim ungarischen KP-Chef Janos Kadar im Dezember 1986 unter anderem über seinen Nachfolger Fred Sinowatz beschwert haben.

Sinowatz habe "seine Berater und Mitarbeiter schlecht ausgewählt", erklärte Kreisky laut einem Vorausbericht gegenüber Kadar. Der künftige Bundeskanzler Franz Vranitzky sei ein "Managertyp, ideologisch aber nicht genügend fundiert".

Auch über den damaligen ÖVP-Chef Alois Mock äußerte sich der legendäre SPÖ-Vorsitzende und Ex-Bundeskanzler abfällig. Die SPÖ habe bei der Nationalratswahl 1986 eine schwere Niederlage eingefahren: "Wenn für die ÖVP nicht Mock, sondern ein fähigerer und populärerer Politiker angetreten wäre, hätte der Wahlausgang ein Desaster werden können", so Kreisky laut Protokoll des ungarischen Dolmetschers, das vom österreichischen Historiker Maximilian Graf aufgestöbert wurde.

Leicht gemacht

Kreisky klagte auch über die Affäre Waldheim, die Österreich geschadet habe. Er habe es Kurt Waldheim aber auch leicht gemacht, weil er sich nicht für den Posten des Bundespräsidenten aufstellen ließ, meinte Kreisky zum ungarischen KP-Chef.

Nicht nur über die österreichischen Politiker schimpfte der frühere SPÖ-Chef: So habe er den damaligen deutschen Kanzler Helmut Kohl als "dummen und beschränkten Politiker" bezeichnet, was auch für den damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan gelte