Mehr als die Hälfte der notwendigen, durch einen Notar beglaubigten Unterschriften hat sich die Allianz aus KPÖ, Piraten, "Echt Grün" und der Plattform der Unabhängigen laut eigenen Angaben schon gesichert, die Frist läuft noch bis 4. September. Mit "Europa Anders"-Frontmann Martin Ehrenhauser hat man sich für den Pressetermin am Dienstag auch gleich ein bisschen prominente Unterstützung geholt. "Ich denke, sie haben sehr gute Chancen. Ich hoffe doch, dass sie ein respektables Ergebnis erzielen und dann durchaus auch Strahlkraft für eine bundesweite linke Kandidatur bei der nächsten Nationalratswahl entwickeln", meinte Ehrenhauser.

Ehrenhauser hatte im EU-Wahlkampf für eine gehörige Prise Aktionismus gesorgt, tagelang vor dem Bundeskanzleramt ausgeharrt und war dann noch obdachlos durch die Bundesländer getingelt. "Vermutlich wird niemand vorm Rathaus campieren", schloss Okropiridse eine ähnliche Kampagne heute eher aus. Aktionismus steht dennoch auf der Agenda: "Das ist unsere größte Stärke, dass wir die Leute haben, die das können und machen wollen. Wir müssen sogar, weil die finanziellen Mittel, um einen Plakatwahlkampf zu schupfen, haben wir sowieso nicht." "Es wird noch Grandioses und Witziges kommen", versprach sie.

Inhaltlich will man ein "sehr breites Spektrum" abdecken - von Wahlrecht für alle Wiener ohne Staatsbürgerschaft über das bedingungslose Grundeinkommen bis hin zum leistbaren "Karl-Marx-Hof des 21. Jahrhunderts". "Auf jeden Fall geht es uns darum, die Stadt für alle Menschen lebenswerter zu machen", meinte Okropiridse. Im Buhlen um Proteststimmen gegen die amtierende rot-grüne Regierung hat das Bündnis allerdings durchaus Konkurrenz. Diese will man auch thematisieren. "Es ist uns wichtig, im Wahlkampf immer wieder zu betonen, dass eine Stimme für die FPÖ keine Proteststimme, sondern eine rassistische Stimme ist, die dafür sorgt, dass Wien weniger lebenswert wird", erklärte die Spitzenkandidatin.

Ansonsten wolle man allerdings nicht auf Mitbewerber "hinhacken", sondern lieber "zeigen, wie cool wir sind". Die bunte Zusammensetzung stelle dabei kein Problem dar: "Es funktioniert intern wunderbar, wir haben schon im Europa Anders-Wahlkampf gelernt, miteinander umzugehen und zu arbeiten. Wir ergänzen uns sehr gut", betonte Okropiridse.

Um tatsächlich in den Gemeinderat und den Landtag einzuziehen, muss "Wien anders" die in der Bundeshauptstadt relativ hohe Hürde von fünf Prozent überspringen - Ehrenhauser hatte damals nur gut zwei Prozent der Stimmen für sich verbuchen können. Für Wien ist er dennoch optimistisch: "Alles ist möglich."