"Die Tarifreform entlastet vor allem mittlere und höhere Einkommen. Für niedrige Einkommen wird zu wenig getan", begründete Glawischnig die Ablehnung ihrer Partei. Um den Konsum anzukurbeln, hätte die Tarifreform außerdem rückwirkend mit 1. Jänner 2015 und nicht erst ab 2016 gelten sollen. "Was die Steuerreform angeht, so steht auch die geplante Gegenfinanzierung auf tönernen Füßen", sagte Glawischnig.

Das für ab 2018 geplante Rauchverbot in der Gastronomie begrüßte Glawischnig als "einzigen logischen Schritt", es soll am Mittwoch mit den Stimmen der Grünen beschlossen werden. Was die Prävention angeht, müsse sich in Österreich aber noch einiges tun: "In Deutschland zum Beispiel hat ein Rauchverbot in der Gastronomie in Kombination mit weiteren Maßnahmen dazu geführt, dass sich die Rauchkultur bei Jugendlichen verändert hat."

NEOS-Klubobmann Matthias Strolz bekräftigte im Vorfeld der Plenarsitzungen seine Kritik an der Steuerreform. In der geplanten Form "wird die Steuerreform die Arbeitslosigkeit massiv befeuern", sagte Strolz am Montag vor Journalisten. Die NEOS haben die Steuerreform auch als Thema der Aktuelle Stunde am Dienstag vorgegeben.

Strolz stützte seine pessimistische Sicht einmal mehr mit Verweis auf die jüngst präsentierte Umfrage unter Einpersonen-, Klein- und Mittelunternehmen. Dieser zufolge bewerten 71 Prozent der Befragten "die Steuerreform aus Unternehmenssicht" als "eher negativ" (48 Prozent) oder "sehr negativ" (23 Prozent), 21 Prozent als "eher positiv" und 1 Prozent als "sehr positiv".

Weil die hohe Arbeitslosigkeit Chefsache sei und Österreich sich "auf der Verliererstraße auf der Überholspur" befinde, wolle man dazu in der Aktuellen Stunde Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) befragen, kündigte Strolz an.

SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder wies am Montag Änderungswünsche der ÖVP bei Gegenfinanzierungsmaßnahmen zur Steuerreform zurück. Sowohl beim sogenannten "Mystery Shopping" mit Test-Patienten zur Überprüfung ärztlicher Leistungsverrechnungen, als auch bei der Grunderwerbssteuer erteilte Schieder Wünschen nach Änderungen noch kurz vor dem Nationalratsbeschluss am Dienstag eine Absage.

Schieder verwies in einer Pressekonferenz darauf, dass das "Mystery Shopping" von ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling vorgeschlagen worden sei, der hier seine vielfältigen Erfahrungen als frühere Vorsitzender des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger eingebracht habe. Der SPÖ-Klubobmann hält die Maßnahme für "richtig und notwendig". Es könne nicht sein, dass einige versuchen, sich an den Regeln vorbeizuschwindeln. Man müsse allen schwarzen Schafen das Handwerk legen. Zu Berichten aus der ÖVP, dass es hier noch Gespräche gebe, nachdem ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger seine Ablehnung angekündigt hatte, meinte Schieder, ihm seien keine Verhandlungen bekannt. Im Parlament könne zwar immer noch bis zum Schluss an Formulierungen gefeilt werden, aber er sehe hier "das Ende der Fahnenstange erreicht", betonte der SPÖ-Klubobmann.

Kein offenes Ohr hat Schieder auch für die Forderung des ÖAAB, bei der künftig nach dem Verkehrswert berechneten Grunderwerbssteuer ein Deckel von maximal 10.000 Euro einzuführen, wenn das Kind, das ein Haus erbt, in diesem Haus auch seinen Hauptwohnsitz hat. "Auf diesem Ohr muss man taub sein", sagte der SPÖ-Klubobmann. Er warf der ÖVP vor, sich zuerst als Einsparungspartei zu präsentieren, dann aber vereinbarte Maßnahmen wieder aufschnüren zu wollen.

Zuversichtlich zeigte sich Schieder, dass mit der Opposition noch ein vernünftiger Kompromiss gefunden werden kann, um die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit für das Verbot des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen zu erreichen. FPÖ und Grüne zögern hier noch, da sie eine Bundesregel wollen und keine über die Länder, wie sie SPÖ und ÖVP vorsehen.