Noch zwei Tage, dann können die Burgenländer, die dies nicht schon vergangenen Freitag und per Briefwahl getan haben, bei der Landtagswahl ihre Stimme abgeben. Der Urnengang setzt den Schlusspunkt unter einen seit Jahresbeginn eher dahindümpelnden Wahlkampf. Abseits von Dauerstress für Kandidaten gab es kaum Aufreger, obwohl die Wahl durch das Proporzende eine neue Ära der Landespolitik einläutet.

Dass es dementsprechend am 31. Mai um viel geht, scheint sich aber - zumindest, wenn man die Wahlkampfstrategie mancher Akteure betrachtet - nicht überall herumgesprochen zu haben. Sonst müsste man meinen, die nächste Regierung stehe, wie Beobachter schon seit geraumer Zeit mutmaßen, längst fest.

Blick richtet sich auf erste echte Koalition

Wie vor jeder Wahl plauderten Parteien bereitwillig über Koalitionspräferenzen beim "Gegner", während die eigenen Pläne tunlichst unter Verschluss gehalten wurden. So warnte im Wahlkampffinish Schwarz vor Rot-Blau, Rot vor Schwarz-Bunt und Blau vor einer Fortsetzung von Rot-Schwarz.

Zumindest, was die Ziele betrifft, nimmt sich die SPÖ kein Blatt vor den Mund. "Wer Niessl will, muss Niessl wählen!" - deutlicher kann man den Anspruch auf den Landeshauptmannsessel kaum stellen. Dagegen wirkt "voller Einsatz", wie ihn die ÖVP plakatiert, ziemlich blass, sollte dieser doch Politikern an sich nicht fremd sein.

Die Freiheitlichen bedienten wieder vor allem ihre Kernwählerschichten, wobei ihnen die SPÖ diesmal etwa in Fragen der Sicherheit und der Ausländerbeschäftigung heftig Konkurrenz machte. Bei den Grünen setzte man ganz auf Bio und den Sympathiefaktor der Spitzenkandidatin, die voriges Jahr bei einer Jobtour in zehn verschiedenen Berufen Erfahrung sammelte.

Die Liste Burgenland hatte sich im Wahlkampf das Team Stronach an Bord geholt. Als "Bündnis Liste Burgenland" will man zumindest das 2010 eroberte Landtagsmandat halten und träumt sogar vom Klubstatus. Eine Premiere bedeutet die Landtagswahl für die NEOS. Sie starten allerdings mit dem Nachteil, dass sie im Burgenland noch keine Gelegenheit hatten, ihre Qualitäten als selbst definierte "Anpackerpartei" unter Beweis zu stellen. Auf Wählerstimmen hoffen schließlich auch die Christen, die in sechs der sieben Wahlkreise antreten.

Während des Wahlkampfes sorgten manche Parteien oder einzelne Kandidaten für Schmunzler. Etwa die FPÖ-Kandidatin Ilse Benkö, die das Online-Publikum mit ihrem Song "Blaue Lady" unterhielt und sich auf der Videoplattform Youtube über mehr als 4.800 Klicks freuen darf. Weniger lustig fanden die Freiheitlichen wohl ein Leser-Foto, das in der "Kronen Zeitung" zu sehen war und ungarische Plakatierer zeigte - nicht ganz im Einklang mit dem Wahlwerbe-Slogan "Heimische Könner statt Ost-Dumpinglöhner".

Die ÖVP versuchte den "anderen Wahlkampf": Keine Großplakate, dafür Landschaftselemente, wie mit ÖVP-Plakaten geschmückte Traktoranhänger. So hat zum Beispiel Landesrat Andreas Liegenfeld in seiner Heimatgemeinde Donnerskirchen "viele Anhänger". Andere Funktionäre schmückten ihre Gemeinde mit Strohballenkonstruktionen - von Sonnenblumen bis zu einer Kuh.

Landeshauptmann Hans Niessl setzte auf tierische Unterstützung. Familienhund "Rico" lachte nicht nur von den Plakaten, er wird parteiintern sogar als "eigentlicher Star" des Wahlkampfs gehandelt. Und die Grünen ließen vor dem Landhaus ein riesiges Nilpferd aufblasen, um ihren Unmut über das "Drübertrampeln" - wie es ihrer Ansicht nach in verschiedensten Spielarten in der Landespolitik praktiziert werde - kundzutun.

Im Endeffekt haben von der nahenden Landtagswahl zumindest einige profitiert - etwa Spitalsärzte durch eine Gehaltserhöhung, von Entlassung bedrohte Triumph-Mitarbeiterinnen durch die Einrichtung einer Arbeitsstiftung und nicht zuletzt der (hoffentlich bald wiederbelebte) Bahnverkehr im Südburgenland. Projekte wurden präsentiert, Arbeitsgruppen eingesetzt. So gesehen müsste man sich eigentlich jedes Jahr Landtagswahlen wünschen, vorausgesetzt, das Landesbudget spielte dabei mit.