Der Wiener SPÖ-Landesparteiobmann Michael Häupl weiß sehr wohl, wie viel Lehrer arbeiten. Das hat er am Samstag am Wiener SP-Parteitag versichert. Seine Aussagen zur Unterrichtszeit seien keineswegs gegen den gesamten Berufsstand gerichtet gewesen, beteuerte er in seiner Rede. Das sei, so befand er, von einigen falsch verstanden worden.

"Die Botschaft entsteht beim Empfänger. So gesehen muss ich feststellen, dass sich die Falschen betroffen fühlen. Mir ist zu keinem Zeitpunkt in den Sinn gekommen, dass ich Menschen beleidige. Ich weiß, was Lehrer arbeiten. Ich komme aus einer Lehrerfamilie", sagte Häupl: "Es ist mir außerordentlich ferngelegen, jemanden zu kränken."

"Liebe Lehrer..."

Er wolle aus seinem Herzen aber auch keine Mördergrube machen. Denn als die Debatte aufs Tapet kam, habe er von ÖVP-Lehrervertretern etwa vernommen, dass dies nun Krieg bedeute: "Ich habe an diesen Aussagen keine Kritik gehört." Diese habe er darum geäußert. Es sei jedoch ganz klar: "Liebe Lehrer, ich habe nicht euch gemeint, aber ich habe einige eurer Vertreter gemeint."

Wobei er auch Namen nannte, also vor allem einen, nämlich jenen von Beamtengewerkschafter Fritz Neugebauer (ÖVP). Dieser sage auch in anderen Bereichen vor allem "Nein": "Ich warte nur, dass er sich so wie der (Nikita, Anm.) Chruschtschow den Schuh auszieht und auf den Tisch klopft mit der Fersen und Njet sagt."

Rote Lehrervertreter versöhnlich

Sozialdemokratische Lehrervertreter reagierten am Parteitag nach den Worten des Bürgermeisters versöhnlich. Man werde mit der SPÖ gemeinsam den Wahlkampf führen, wurde da etwa versprochen. Und, quasi die gute Nachricht des Tages: Ein Vertreter des Zentralvereins der Wiener LehrerInnen versprach, sich dafür einzusetzen, dass die Vereinsmitglieder entgegen ursprünglicher Pläne doch am 1. Mai mitmarschieren werden.

Eine Junglehrerin aus den Delegiertenreihen berichtete hingegen von ihrem "Entsetzen" angesichts der Häupl-Kalkulation. Der Bürgermeister hatte Anfang der Woche die aktuellen Gespräche zum Thema Unterrichtszeit-Erhöhung salopp kommentiert: "Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig." Sie stehe an manchen Tagen bis zu zehn Stunden in der Klasse, versicherte die Rednerin. Auch die Vor- und Nachbereitungszeit sei sehr intensiv.

Ergebnis gesteigert

Bei der Wiederwahl als Landeschef konnte sich Häupl im Vergleich zum Jahr 2013 (mit 92,7 Prozent) trotz der Aufregung der vergangenen Tage sogar steigern: Er ereichte 95,8 Prozent der Delegiertenstimmen im Wiener Messezentrum.