An der Spitze des Team Stronach steht wieder einmal ein Machtkampf bevor: Wolfgang Auer, seit Februar Vizeparteichef, ist unzufrieden mit der Arbeit des derzeitigen Bundesgeschäftsführers Ronald Bauer und will außerdem eine demokratischere Parteiführung, wie er am Freitag im Gespräch mit der APA sagte.

Laut Medienberichten der vergangenen Tage schwebt Auer vor, dass sich Parteichef Frank Stronach auf die Rolle des Gründers und Mäzens beschränken soll, da man von Kanada oder den USA aus die Partei nicht führen könne. Der machtbewusste Milliardär Stronach - er ist noch bis morgen in Österreich - soll naturgemäß nicht gerade erfreut gewesen sein.

Man habe Anfang der Woche eine "Auseinandersetzung" gehabt, bestätigte Auer, in einem Gespräch am Donnerstag habe man die "Meinungsverschiedenheiten" aber bereinigt. Denn es gehe ihm keineswegs darum, Stronach als Parteichef abzusetzen, er habe mit diesem überhaupt kein Problem, betonte Auer. Dass er selbst die Partei übernehmen wolle, sei "völliger Humbug". Vielmehr gehe es um eine "Demokratisierung".

Steiermark

Sehr wohl ein Problem hat Auer mit dem derzeitigen Bundesgeschäftsführer. So fühlt sich Auer etwa gebremst, was den Wahlkampf in der Steiermark betrifft. Er würde sich eine "aktive" Bundesgeschäftsführung wünschen, die sich etwa um die Aufgabe kümmert, bei Wahlen anzutreten, wie es im Statut vorgesehen ist, meinte Auer. Die Landtagswahl in Wien heuer lässt die Partei ja völlig aus, ein Antritt in Oberösterreich ist unklar. "Ich sehe mit dieser Bundesgeschäftsführung nicht die Interessen des Herrn Stronach vertreten."

Der Vizeparteichef wünscht sich auch, die Statuten dahingehend zu ändern, dass die Macht an der Spitze demokratischer verteilt ist. Er kann sich etwa vorstellen, das Dreier-Gremium Parteichef, Stellvertreter und Bundesgeschäftsführer auf fünf Mitglieder zu erweitern. Von heute auf morgen gehe eine Demokratisierung aber nicht, "Change Management dauert". Seine Ideen will Auer nun detaillierter mit Stronach besprechen.

Mächtige Leute

Dass das alles friedlich ablaufen wird, ist zu bezweifeln. Zwar steht der Parlamentsklub geschlossen hinter dem Vizeparteichef, weil dieser die Partei wirklich nach vorne bringen und etwas bewegen wolle, wie am Freitag von mehreren Abgeordneten zu erfahren war. Bundesgeschäftsführer Bauer hat dagegen kein gutes Standing im Klub - allerdings mächtige Leute hinter sich.

Im Klub wird hinter vorgehaltener Hand moniert, dass Bauer und Parteianwalt Michael Krüger die Hand allzu fest auf die Parteikassa halten, wenn es um politische Aktivitäten geht und die beiden kein Interesse daran hätten, die Partei weiterzubringen. Bauer und Krüger genießen dem Vernehmen nach aber großes Vertrauen des Parteichefs - und der trifft letztlich die (Personal-)Entscheidungen.