Zwischen den Regierungsparteien ortete Walser in dieser Frage eine "tiefe Kluft". Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) gehe "seit Jahren mit seinem Modell der Getto-Klassen hausieren, das von seinem eigenen Expertenbeirat abgelehnt wird", bei der SPÖ wiederum wisse man nicht so genau, was sie vertrete. Lob gab es für Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), die mit ihrer Ablehnung von eigenen Sprachklassen in dieser Frage "sehr konsequent agiert" - "die nicht vorhandene Unterstützung ihrer Partei halte ich für beschämend", meinte Walser.

Das Modell der Grünen orientiert sich einerseits an Hamburg, das im Kern die permanente Sprachförderung von Kindern vom Kindergarten bis zum Ende der Grundschule vorsehe - "und zwar von allen Kindern", so Walser. Diese sei in den Alltag integriert, finde in allen Kindertagesstätten statt und inkludiere auch die Förderung der Erstsprache. An "Brennpunkten" gebe es mehr Personal, Eltern würden über Sprachkurse und Veranstaltungen schon früh eingebunden.

Im Unterschied zu Österreich, wo es oft nur um Strafen gehe, gebe es in Hamburg das entsprechende Angebot. "Wo man das niederschwellig macht, funktioniert das auch sehr gut." Vorteil: "Das Modell ist schon evaluiert, die Kosten halten sich in engen Grenzen."

Als zweite Säule schwebt den Grünen eine flexible Schuleingangsphase vor. Dafür sollen die Klasseneinteilung aufgehoben und die ersten beiden Schuljahre als "Grundstufe 1" geführt werden, für die die Kinder zwischen ein und drei Jahren Zeit haben. Auch Schulreifefeststellungen, Vorschulklassen oder außerordentliche Schüler soll es nicht mehr geben. Zum Ausgleich sollen in der Grundstufe 1,5 Lehrkräfte pro Gruppe zur Verfügung stehen: "Mindestens 50 Prozent des Unterrichts werden also von einer zweiten Lehrkraft unterstützt", so Walser.

Die Schulen sollen ihre Mittel anhand eines Sozialindexes zugewiesen bekommen - je mehr Schüler aus sozial schwachen Schichten oder mit Sprachproblemen in eine Schule gehen, desto mehr Mittel soll diese bekommen. Die konkreten Fördermodelle sollen an der Schule entwickelt werden - durchaus möglich sei es dabei, dass Kinder punktuell aus der Gruppe herausgenommen und extra unterrichtet werden. Wenn man die gerade beschlossenen zusätzlichen 30 Mio. Euro für Sprachförderung sowie die 25 Mio. Euro für außerordentliche Schüler heranziehe, könne man rund 80 Prozent der Volksschulklassen auf dieses Modell umrüsten, so Walser.