Der Wechsel von Politikern in die Wirtschaft sorgt in Deutschland regelmäßig für Diskussionen. Jüngstes Beispiel ist der Fall von Katherina Reiche (CDU), parlamentarischer Staatssekretärin im Verkehrsministerium, die offenbar im Herbst als Hauptgeschäftsführerin beim Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) anfangen will. In den vergangenen Jahren gab es bereits viele weitere ähnliche Vorgänge:

DANIEL BAHR (FDP): Der nach der Bundestagswahl 2013 aus dem Amt geschiedene deutsche Ex-Gesundheitsminister Daniel Bahr trat vor rund drei Monaten einen neuen Posten als Generalbevollmächtigter für die Allianz Private Krankenversicherung an, der für das private Krankenversicherungsgeschäft zuständigen Sparte des weltweit aktiven Konzerns. Später soll er in den Vorstand der Tochter des Versicherers berufen werden.

DIRK NIEBEL (FDP): Zum Jahreswechsel übernahm der ebenfalls seit der Wahl von 2013 beschäftigungslose ehemalige Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel einen hochrangigen Beraterposten beim Düsseldorfer Rüstungs- und Automobilzuliefererkonzern Rheinmetall. Niebel soll dem Vorstand nach Unternehmensangaben bei der "internationalen Strategieentwicklung" und beim "Ausbau der globalen Regierungsbeziehungen" helfen.

ROLAND Pofalla (CDU): Der frühere Kanzleramtsminister Roland Pofalla arbeitet seit 1. Jänner als Lobbyist für die Deutsche Bahn (DB). Nach Angaben des Konzerns wird Pofalla für die "internationalen Beziehungen" zuständig sein, sich etwa um Kontakt zur EU kümmern.

ECKART VON KLAEDEN (CDU): Ebenfalls für Diskussionen sorgte bereits 2013 der Wechsel des Staatsministers im Kanzleramt Eckart von Klaeden zum Automobilhersteller Daimler, wo er als Leiter des Bereichs "Politik und Außenbeziehungen" anfing. Nach der Bekanntgabe seiner Entscheidung blieb von Klaeden noch monatelang im Amt, bevor er um seine Entlassung bat. Bei der Opposition und Lobby-Kritikern sorgte das für noch mehr Ärger.

KURT BECK (SPD): Der ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck wechselte 2013 nur wenige Monate nach seinem mit gesundheitlichen Problemen begründeten Rücktritt als Berater zum Pharmakonzern Boehringer Ingelheim.

ROLAND KOCH (CDU): Roland Koch (CDU) zog sich 2010 freiwillig als Ministerpräsident von Hessen zurück, nur Wochen später gab es erste Berichte über einen angeblich bevorstehenden Wechsel zum Baukonzern Bilfinger Berger. 2011 wurde Koch dann tatsächlich Vorstandschef, inzwischen ist er dort aber wieder entlassen worden. Kritik gab es seinerzeit auch, weil Bilfinger Berger in der Regierungszeit Kochs einen Großauftrag am Flughafen Frankfurt erhalten hatte.

GERHARD SCHRÖDER (SPD): Nach dem Verlust seiner Kanzlerschaft 2005 zog es Gerhard Schröder ohne längere Pause in die freie Wirtschaft. Er nahm einen Posten als Aufsichtsratschef eines deutsch-russischen Konsortiums für den Bau der Nordstream-Erdgaspipeline durch die Ostsee an. Damit handelte sich Schröder parteiübergreifend harsche Kritik ein, weil er das Geschäft gemeinsam mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin politisch in die Wege geleitet hatte.

JOSCHKA FISCHER (Grüne): Der ehemalige Außenminister Joschka Fischer ließ sich nach seinem Abschied aus der Politik zunächst Zeit. Dann aber stieg auch er in den Lobbyismus ein. Fischer gründete die Beratungsfirma Joschka Fischer & Company mit Sitz in Berlin. Sie berät Unternehmen mit Blick auf globale politische Entwicklungen und hilft ihnen bei der Kommunikation. Fischers Unternehmen war unter anderem für global agierende Großkonzerne wie Siemens, BMW und RWE aktiv.