Drei Tage nach den Protesten gegen den Akademikerball der FPÖ sorgt erneut eine Demonstration - diesmal mitsamt Gegendemo – für Aufregung in der Wiener Innenstadt. Nach Dresdner Vorbild wollten knapp 500 „patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ von der Freyung aus durch Wien ziehen – wurden dabei aber von linken Gegendemonstranten aufgehalten. Die Demo musste von der Polizei schließlich abgebrochen werden.

Polizei prüft Pegida-Verbot

Für Empörung in den Sozialen Medien und Aufregung in der Innenstadt sorgten indes mehrere Hitlergrüße und „Heil Hitler“-Rufe – dreisterweise sogar wenige Meter neben Polizisten. Die Organisatoren der Gegendemo, die „Offensive gegen Rechts“, kritisierten daraufhin die Polizei, dass diese gegen die ewiggestrigen Grüße vorerst nichts unternommen habe. Heute Morgen antwortete ein Polizeisprecher auf die Kritik: Anhand des Bildmaterials werde man nun überprüfen, wer aller gegen das Verbotsgesetz verstoßen hat. Auf beiden Seiten wurden insgesamt 13 Personen festgenommen, die Polizei hat Hunderte Anzeigen erstattet. Insgesamt sollen 1200 Polizisten im Einsatz gewesen sein. Wegen der Hitlergrüße prüft die Polizei nun, ob künftige Aufmärsche nicht überhaupt verboten werden. Pegida-Sprecher Georg Immanuel Nagel distanzierte sich am Tag nach der Demo von den Hitlergrüßen.

Ein Faktum könnte der Wiener Polizei bei der Auswertung des Videomaterials entgegenkommen: Bei mehreren Demo-Teilnehmern und Krawallmachern soll es sich um polizeibekannte Hooligans von Rapid und vor allem Austria Wien handeln. So seien schon lange mit Stadionverbot belegte Austria-Fanklubs wie "Unsterblich Wien“ mitmarschiert. Die Gruppierung fiel immer wieder durch rechtsextreme Gesänge und Nazi-Symbole auf ihren Transparenten auf. Auch "Eisern Wien“, ein vereinsübergreifender Zusammenschluss aus Wiener Hooligans, soll gestern mitgemischt haben.

All das ist für Nagel, Gründer und Sprecher der Wiener Pegida, kein Grund zur Ernüchterung. Auf Facebook postete er, dass der Spaziergang „ein voller Erfolg“ gewesen sei. Nächste Woche wolle man wieder auf die Straße gehen. Wann genau, ist noch nicht bekannt. Fix ist indes, dass am 8. Februar in Linz marschiert wird.

FPÖ : "Müssen uns nicht distanzieren"

Auch in der FPÖ sieht man die Geschehnisse am Tag  danach relativ gelassen. Distanzieren müsse man sich nicht, erklärt ein Sprecher der Freiheitlichen. „Wir haben ja nix mit Pegida zu tun, nur ähnliche Ansichten“ - es sei also „wurscht“. Und die Hitlergrüßer könnten auch Linke sein, die sich eingeschleust haben – da müsse man immer vorsichtig sein. Im Vorfeld der Demo hatte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache viele Anliegen der Pegida für legitim befunden und die Bewegung für „seriös“ erklärt. Dass mit Martin Graf ein FPÖ-Promi und ehemaliger Dritter Nationalratspräsident mitmarschiert ist, sei ebenfalls nicht weiter schlimm, heißt es. Weil dieser momentan keine Funktion in der Partei habe, könne er laut dem FPÖ-Sprecher ruhig mitspazieren.