"Nach der Befreiung von Auschwitz wurden allmählich in der ganzen Welt die ungeheuerlichen Verbrechen des Nationalsozialismus bekannt", sagte die Widerstandskämpferin Irma Schwager. Ihre Generation habe die "Hölle des terroristischen Faschismus" selbst erlebt. Alle jene, die im Widerstand tätig gewesen seien, hätten einen entscheidenden Beitrag dafür geleistet, dass "wir heute in einem demokratischen Österreich leben können".

Es müsse jedoch weiterhin für Demokratie und Freiheit gekämpft werden, beteuerte sie. Das zeige etwa der ständig stärker werdende Dschihadismus. Als jemand, der sich in Paris der Resistance angeschlossen habe, sei sie sehr beeindruckt gewesen, wie nach den jüngsten Attacke auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in der französischen Hauptstadt demonstriert worden sei: "Denn Krieg und Terror lösen keine Probleme."

Der Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde, Raimund Fastenbauer, versicherte, dass die jüdische Gemeinde selbstbewusster geworden ist. Jedoch: "Die aktuelle antisemitische Bedrohung durch Islamisten darf hier nicht unerwähnt bleiben." Wobei er betonte: "Wenn Muslime unter Generalverdacht gestellt werden, muss man dagegen auftreten." Es reiche andererseits jedoch nicht, nur den Terror des Islamischen Staats (IS) oder der Al Kaida zu verurteilen, wenn gleichzeitig Vertreter der Muslimbrüder oder der Hamas hierzulande in Vereinen aktiv seien und in Moscheen gegen Juden gehetzt werde.

"Hetzer sind zu isolieren und zu entfernen", forderte der IKG-Vertreter. Das gelte sowohl für die Religion als auch für die Politik. Und obwohl rechte Bewegungen Kritik am Islamismus üben, sind laut Fastenbauer beide gefährlich: "Rechtsextreme und Islamisten sind bestenfalls Konkurrenten in der selben Branche."

Waltraud Barton vom Verein IM-MER erinnerte in ihrer Rede an einen weiteren Schreckensort - das Vernichtungslager Maly Trostinec bei Minsk (Weißrussland). Dort seien mehr als 13.000 Wienerinnen und Wiener "sofort nach ihrer Ankunft" erschossen worden. Das jüngste Opfer sei sieben Wochen alt gewesen, das älteste 86. Sie ersuchte Stadt und Bund, die Schaffung einer Gedenkstätte auf dem Gelände des einstigen Lagers zu ermöglichen.

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sagte dies in seiner Rede zu. "Selbstverständlich" werde die Stadt dafür sorgen, dass es ein würdiges Grabmal dort gebe, versprach er. Häupl betonte, dass viele der heute am Heldenplatz versammelten zu jener Zeit noch nicht gelebt hätten. Jedoch: "Das entbindet uns nicht von der historischen Verantwortung für die Zukunft."

Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) bekräftigte: "'Nie wieder' ist unsere Haltung. Und das "nie wieder" bedeute etwa, dass man Leugnern des Holocaust keinen Platz lasse. Leugner und "Relativierer" würden in drei Tagen wieder mit "Nazis im Nadelstreif" feiern, kritisierte sie den bevorstehenden Akademikerball: "Dieser Burschenschaftertanz ist ein Schandfleck für unsere Stadt."

Wiens ÖVP-Chef Manfred Juraczka betonte, dass die Shoa als Warnung zu sehen sei, "so etwas nie wieder zuzulassen". Würde man für jedes Opfer eine Schweigeminute abhalten, würde die Welt 11 Jahre lang stillstehen, verwies er auf die Dimensionen des Massenmordes.

Um diesem zu gedenken, wurde am Heldenplatz die Zahl 70 mit Kerzen gebildet. Zur Zeremonie gehörte auch eine Kranzniederlegung sowie die musikalische Untermalung durch den Chor "Gegenstimmen".