Aus Auschwitz Konsequenzen zu ziehen, heiße "all jene Institutionen zu stärken, die sich für die Achtung der Menschenrechte und Würde jedes Einzelnen einsetzen", so der Bundespräsident. Faymann sagte, der Gedenktag mahne aufs Neue "wachsam zu bleiben und autoritären Tendenzen entschlossen entgegen zu treten." Gerade in Zeiten der Krise bestehe die erhöhte Gefahr, dass Ressentiments gegen Minderheiten, Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus auf fruchtbaren Boden fallen so der Bundeskanzler laut einer Aussendung seines Büros.

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) erklärte, der Nationalsozialismus sei "das dunkelste Kapitel unserer Geschichte" Alle seien daher aufgerufen, sich "den Terror und den Schrecken dieses menschenverachtenden Systems immer wieder bewusst zu machen, um gemeinsam die Zukunft nach den westlichen Werten des Respekts und der Toleranz gestalten zu können."

Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig bezeichnete es als "erschreckend, dass siebzig Jahre nach dem Ende des Holocaust die Judenfeindlichkeit wieder wächst und Juden in Europa erneut in Angst leben" müssten. Das sich in Österreich antisemitische Vorfälle im letzten Jahr nahezu verdoppelt hätten, sei "eine Schande." Vonseiten der FPÖ äußerte sich der Wiener Landtagsabgeordnete Udo Guggenbichler, der den "politischen Virus der Intoleranz" verurteilte.

Team-Stronach-Klubobfrau Kathrin Nachbaur schrieb zum Anlass, Rassendiskriminierung und Völkermord dürften nie wieder passieren. Es sei Aufgabe eines demokratischen Staates, solche Gräueltaten schon im Ansatz "mit allen Mitteln zu verhindern". Dabei müssten auch "internationale Entwicklungen beobachtet werden, wie das Vordringen des Islam, zum Teil mit Waffengewalt - in Afrika etwa - oder auch die islamistisch motivierten Gräueltaten in Europa."

Die Neos hatten bereits am Montag durch Klubobmann Matthias Strolz festgehalten: "An diesem internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts dürfen wir nicht auf aktuelle Probleme vergessen. Niemals wieder darf sich die europäische Gesellschaft von Rassisten und menschenverachtenden Extremisten auseinanderdividieren lassen."

Auch im Hohen Haus in Wien ist am Dienstag der Holocaust-Opfer und der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau vor 70 Jahren gedacht worden. "Die Verbrechen, die mit der Befreiung beendet wurden, bleiben in der europäischen Geschichte unvergessen", sagte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) in ihrer Eröffnungsrede.

"Es war ein langer Weg, bis Österreich zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der jüngsten Geschichte gefunden hat", fügte Bures hinzu. "Wir zeigen unmissverständlich, dass Rassismus, Antisemitismus und Intoleranz keinen Platz in unserer Gesellschaft einnehmen dürfen und werden." Es ist das vierte Mal, dass das österreichische Parlament der Auschwitz-Befreiung gedenkt. Der Ex-Chefredakteur der "Jerusalem Post" Ari Rath, 1925 in Wien geborener Jude, der 1938 vor den Nazis nach Palästina flüchtete, berichtete bei dem Gedenken über seine Erfahrungen als Jugendlicher und die Konsequenzen, die er daraus gezogen hat.