Ein halbes Jahr vor der Zentralmatura steigt der Druck auf Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ). Nachdem Probe-Schularbeiten unter Zentralmatura-Bedingungen teilweise katastrophal ausgefallen sind, tagt heute eine Bundesreifeprüfungskommission. Thema ist neben der Kritik an der Zentralmatura vor allem die Vorberereitungszeit auf die mündliche Matura sein - diese will Heinisch-Hosek von 16 bzw. acht auf vier Stunden pro Fach kürzen. Als möglichen Kompromiss nannte die Ministerin im Radio jene Möglichkeit, dass sich Schüler noch vor der schriftlichen Matura auf die Wochen später stattfindende mündliche Reifeprüfung vorbereiten. Eingespart werde mit der Kürzung nichts, nur umverteilt, erklärt sie.

Vier Stunden "einfach zu wenig"

"Das wäre ein völliger Unfug", entgegnet Lehrer und Bildungsexperte Daniel Landau von der Organsiation "Jedes Kind". Pädagogisch sei es absolut verwerflich, die Vorbereitungsstunden zu kürzen. "Meiner Erfahrung nach wurden die Vorbereitungsstunden stets gut angenommen", erzählt der Mathematik- und Musiklehrer. Vier Stunden Vorbereitung seien "einfach zu wenig". Es mache zudem wenig Sinn, sich vor der schriftlichen Matura mit einem Lehrer auf die mündliche vorzubereiten. "Da hat man andere Dinge im Kopf", sagt er.

"Nicht jeder soll in Mathe maturieren müssen"

Mathematik zum Beispiel. Gerade hier sehe man, dass die Zentralmatura-Debatte zu Lasten der Schüler gehe, sagt Landau. Das sei an den Ergebnissen der Probe-Schularbeiten erkennbar. Gerade in Mathematik waren die Ergbebnisse schlecht, was laut Landau vor allem auf die veränderte Fragestellung, die längere, kompliziertere Texte beinhaltet, zurückzuführen sei. Prinzipiell sei es ihm zufolge zu begrüßen, dass "Mathematik realitätsbezogener" werde, jedoch könne man die Fragestellungen nicht "von heute auf morgen" radikal umstellen, sagt Landau. Überhaupt stellt er infrage, dass jeder Schüler, unabhängig von der schulischen Schwerpunktsetzung, in Mathematik maturieren müsse.

Leichte Matura zu erwarten

Laut Landau existieren nun zwei Möglichkeiten: Entweder, und dies bezeichnet er als "unwahrscheinlich", wird aus Angst vor weiteren "Fünfer-Fluten" die Mathematik aus der Zentralmatura entfernt. Oder, so Landau, "die heutige Matura wird nicht sehr schwer werden". Eben genannte  Fünfer-Flut kann sich nämlich auch die Politik nicht leisten.